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Die Predigt |
Die Geschenke der
Konfirmation
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Was hat dieser Konfirmationsgottesdienst mit den Geschenken zu tun,
die Ihr in den letzten Tagen bekommen habt? Der Segen, den Ihr heute
erhalten werdet, ist auch ein Geschenk. Er ist ganz kostenlos. Und
der ihn Euch schenkt, schenkt von Herzen gerne.
Was ist der Unterschied zwischen dem Konfirmationssegen und Euren
anderen Geschenken? Der Segen ist kein materielles Geschenk. Oberflächlich
könnte man fragen: Was kann ich mir davon kaufen? Der größte
Unterschied aber: Eure Geschenke dürft Ihr ganz alleine behalten.
Den heutigen Segen aber dürft Ihr nicht für Euch behalten,
sondern Ihr müsst ihn weitergeben. Konfirmation bedeutet: Ihr
seid etwas. Ihr habt etwas. Ihr könnt etwas. Und damit werdet
Ihr auf der Welt gebraucht.
Der Konfirmationssegen als Geschenk
"Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade,
Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem
Guten, dass du
bewahrt werdest zum ewigen Leben."
Wenn Gott Euch Gnade schenkt, dann sollt Ihr genauso gnädig auch
mit anderen umgehen. Wenn er Euch vor dem Bösen beschirmt, dann
sollt Ihr
auch anderen gegen das Böse beistehen. Wenn er Euch zum Guten
stark macht, dann sollen auch andere Gutes durch Euch erfahren.
Alle diese Gedanken stecken in einem Lied, das wir schon öfter
miteinander gesungen haben, (soweit Ihr zum Mitsingen bereit wart.)
Ein Lied, das mit einfachen Worten näher erklärt, was es
mit dem Segen auf sich hat:
1. Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, / sondern
überall uns zu dir bekennen. / Nie sind wir allein, stets sind
wir die Deinen. / Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.
Sich nicht nach der Konfirmation wieder trennen
Verbunden mit Eurem Konfirmationsspruch und Eurem Kreuz erhaltet Ihr
den Segen. Was könnte dieser Segen bedeuten?
"Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen".
Das kann auf zwei Arten verstanden werden: Segen bedeutet, dass ihr
euch nicht von Gott trennen sollt, und dass ihr euch nicht voneinander
trennen sollt. Ich weiß nicht, wie es der Liederdichter genau
gemeint hat, aber beides ist richtig: Die Gefahr, Euch trotz des heutigen
Versprechens bald wieder von Gott zu trennen, ist groß. Es kommt
eine Lebensphase, wo die Freiheit im Mittelpunkt steht. Ihr werdet
weniger fragen: Was kann ich für die Gesellschaft tun? Sondern:
Was kann die Gesellschaft für mich tun? Nicht: Was kann ich für
Gott oder für die Kirche tun? Sondern: Was habe ich von der Kirche?
Was bringt sie mir? Und auch das andere ist richtig: Bei den
Einzelgesprächen vor der Konfirmation haben die meisten von Euch
betont, die Konfirmandenzeit habe sich v.a. wegen der neu entstandenen
Gemeinschaft gelohnt. Doch diese Gemeinschaft wird zwangsläufig
in der nächsten Zeit wieder auseinanderfallen, es sei denn, manche
von Euch
würden in einer Jugendgruppe beieinander bleiben.
Sich in der Gemeinde aktiv beteiligen
Was könnte der Segen weiter bedeuten?
"... sondern überall uns zu dir bekennen"
Heute werden alle von Euch Ja sagen auf die Konfirmationsfrage. Ihr
werdet euch damit zu Gott, zum Glauben und zur Kirche bekennen. Wie
könnte das nach der Konfirmation im Alltag aussehen? Auch das
war Thema bei den
Konfirmandengesprächen. Einige haben gesagt: Ich bleibe dran,
indem ich mich eine Zeitlang engagiere und mich aktiv beteiligt: als
Konfirmandenhelfer z.B., oder im Kindergottesdienst, oder indem ich
weiterhin Gemeindebriefe austrage. Auch das ist heute ein Bekenntnis
zu Gott. Eines, das vermutlich ein weniger leichter fällt als
das Bekenntnis mit eigenen Worten.
Gottes Versprechen vertrauen
Was kann der Segen bewirken?
"Nie sind wir allein, stets sind wir die deinen."
Wer den Segen Gottes geschenkt bekommt, der darf ihn nicht nur, aber
auch für sich behalten: "Schutz und Schirm vor allem Bösen."
Das nimmt
Gott nicht zurück nach dem menschlichen Motto "Was interessiert
mich mein Geschwätz von gestern?" Sondern dieses Versprechen
bleibt. Das
ja bleibt. Es wird nicht zurückgenommen. Von seiner Seite aus
gibt es eine Scheidung nicht.
Was kann der Segen noch bewirken?
"Lachen oder Weinen wird gesegnet sein."
Dass Ihr heute gesegnet werdet, bedeutet nicht, dass es Euch immer
gut gehen wird, dass Ihr immer nur lachen dürft. Beides gehört
zum Leben: Die guten und die bösen Tage. Niemandem werden nur
gute versprochen, auch durch den Segen der Konfirmation nicht. Ihr
werdet erfahren, oder Ihr habt es schon erfahren, dass auch äußerlich
schlechte Zeiten Segenszeiten sein können. Durch äußerlich
schlechte Zeiten können Menschen durchaus innerlich reifen. Wir
singen diese erste Strophe miteinander: Was bedeutet der Segen und
was könnte er bewirken?
Segen kann man nicht für sich behalten
2. Keiner kann allein Segen sich bewahren. / Weil du reichlich
gibst, müssen wir nicht sparen. / Segen kann gedeihn, wo wir
alles
teilen, / schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.
Ich sagte zu Beginn: Der Segen ist ein Geschenk, das man nicht allein
für sich selber behalten soll. So steht es hier: "Keiner
kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen
wir nicht sparen."
Müsste es nicht heißen: Keiner soll den Segen
allein für sich bewahren? Keiner kann? Natürlich
kann er, wenn er will, so könnte man sagen. Vielleicht ist es
so gemeint: Wenn jemand wirklich merkt, wie reichlich er bedacht wird,
dann kann er innerlich gar nicht anders als weitergeben. Gott ist
nicht knausrig. Er schenkt genug. Er schenkt so viel, dass es auch
für
andere reicht.
Der Segen ist wie ein kleines Pflänzchen
Wie könnte man den Segen weitergeben?
"Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden
heilen, lieben und verzeihn."
Segen ist wie ein geschenktes Pflänzchen, das man bekommt, um
dafür zu sorgen, dass es wächst und gedeiht. Das Pflänzchen
Segen wächst durch Teilen, durch Heilen, durch Lieben und durch
Verzeihen:
Wer merkt, dass Gott es gut mit ihm meint, der kann nicht Egoist bleiben,
sondern der bekommt offene Augen für andere, ein offenes Herz,
offene Arme, offene Hände, ja, wenn es nötig ist, auch einen
offenen Geldbeutel. Seine Hände werden nicht raffen, sondern
sie können hergeben. Seine Hände werden keine Gewalt üben,
sondern sie werden heilen.
Wir singen die zweite Strophe. Wie könnte man den Segen weitergeben?
Gott braucht uns für den Frieden
3. Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, / wie du
ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. / Hilf, dass wir ihn tun,
wo wir ihn erspähen - / die mit Tränen säen, werden
in ihm ruhn.
Segen weitergeben bedeutet auch, sich für Frieden einzusetzen,
auch und gerade in der näheren Umgebung. Gott hat der Welt an
Ostern seinen Frieden geschenkt, aber der muss sich erst überall
durchsetzen. Er braucht uns Menschen als Friedensstifter. Nach dem
2. Weltkrieg fand man in einer zerstörten Kirche an einem zerstörten
Kruzifix, dem die Hände und die Füße fehlten, angeblich
folgenden Zettel:
"Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um
seine Arbeit heute zu
tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um
Menschen auf seinen Weg
zu führen."
Frieden braucht die Welt. Nicht nur im Großen. Dafür sind
die Politiker zuständig. Auch im Kleinen. Dafür sind wir
alle zuständig, auch Ihr als junge Menschen.
Was kann ich für Gott tun?
"Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen - / die
mit Tränen säen, werden in ihm ruhn."
Überall, wo kleine Chancen und Anzeichen von Frieden zu sehen,
zu erspähen, zu erahnen sind, sollen wir zugreifen und uns einsetzen.
Es sei
denn, wir hätten Gottes Segen umsonst geschenkt bekommen. Es
sei denn, wir würden umsonst Christen heißen.
Die Gesellschaft braucht unseren, braucht Euren Einsatz. Die Vereinzelung
steigt. Vereine, Gewerkschaften und Kirchen verlieren stetig Mitglieder.
Es wird viel zu viel gejammert und zu wenig getan.
Bitte nehmt Euch nicht die Erwachsenen zum Vorbild, die fragen: Was
kann der Staat, was kann die Gesellschaft für mich tun? Sondern
fragt: Was kann ich für die Gesellschaft tun? Nicht: Was tut
die Kirche für mich? Was tut
Gott für mich? Sondern: Was könnte ich für Gott tun?
Wir singen die dritte Strophe des Liedes miteinander. |
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