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Die Predigt vom 3. April 2004 (Konfirmation):
»Komm, Herr, segne uns«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr

Die Evangelische Kirche beging den 1. Sonntag nach Ostern. Er trägt den Namen „Quasimodogeniti“ („Wie die Neugeborenen“) und ist in der Gemeinde traditionell der Tag der Konfirmation. Der Predigt lag an diesem Tag das Lied „Komm, Herr, segne uns“ zugrunde:

Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
1. Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen,
sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

3. Frieden gabst du schon, Frieden muß noch werden,
wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden.
Hilf, daß wir ihn tun, wo wir ihn erspähen -
die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Text und Melodie: Dieter Trautwein 1978
Evangelisches Gesangbuch Nr. 170
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Die Predigt
Die Geschenke der Konfirmation

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Was hat dieser Konfirmationsgottesdienst mit den Geschenken zu tun, die Ihr in den letzten Tagen bekommen habt? Der Segen, den Ihr heute
erhalten werdet, ist auch ein Geschenk. Er ist ganz kostenlos. Und der ihn Euch schenkt, schenkt von Herzen gerne.
Was ist der Unterschied zwischen dem Konfirmationssegen und Euren anderen Geschenken? Der Segen ist kein materielles Geschenk. Oberflächlich könnte man fragen: Was kann ich mir davon kaufen? Der größte Unterschied aber: Eure Geschenke dürft Ihr ganz alleine behalten.
Den heutigen Segen aber dürft Ihr nicht für Euch behalten, sondern Ihr müsst ihn weitergeben. Konfirmation bedeutet: Ihr seid etwas. Ihr habt etwas. Ihr könnt etwas. Und damit werdet Ihr auf der Welt gebraucht.

Der Konfirmationssegen als Geschenk

"Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade, Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, dass du
bewahrt werdest zum ewigen Leben."

Wenn Gott Euch Gnade schenkt, dann sollt Ihr genauso gnädig auch mit anderen umgehen. Wenn er Euch vor dem Bösen beschirmt, dann sollt Ihr
auch anderen gegen das Böse beistehen. Wenn er Euch zum Guten stark macht, dann sollen auch andere Gutes durch Euch erfahren.

Alle diese Gedanken stecken in einem Lied, das wir schon öfter miteinander gesungen haben, (soweit Ihr zum Mitsingen bereit wart.) Ein Lied, das mit einfachen Worten näher erklärt, was es mit dem Segen auf sich hat:

1. Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, / sondern überall uns zu dir bekennen. / Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. / Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

Sich nicht nach der Konfirmation wieder trennen

Verbunden mit Eurem Konfirmationsspruch und Eurem Kreuz erhaltet Ihr den Segen. Was könnte dieser Segen bedeuten?
"Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen".
Das kann auf zwei Arten verstanden werden: Segen bedeutet, dass ihr euch nicht von Gott trennen sollt, und dass ihr euch nicht voneinander trennen sollt. Ich weiß nicht, wie es der Liederdichter genau gemeint hat, aber beides ist richtig: Die Gefahr, Euch trotz des heutigen Versprechens bald wieder von Gott zu trennen, ist groß. Es kommt eine Lebensphase, wo die Freiheit im Mittelpunkt steht. Ihr werdet weniger fragen: Was kann ich für die Gesellschaft tun? Sondern: Was kann die Gesellschaft für mich tun? Nicht: Was kann ich für Gott oder für die Kirche tun? Sondern: Was habe ich von der Kirche? Was bringt sie mir? Und auch das andere ist richtig: Bei den
Einzelgesprächen vor der Konfirmation haben die meisten von Euch betont, die Konfirmandenzeit habe sich v.a. wegen der neu entstandenen Gemeinschaft gelohnt. Doch diese Gemeinschaft wird zwangsläufig in der nächsten Zeit wieder auseinanderfallen, es sei denn, manche von Euch
würden in einer Jugendgruppe beieinander bleiben.

Sich in der Gemeinde aktiv beteiligen

Was könnte der Segen weiter bedeuten?
"... sondern überall uns zu dir bekennen"
Heute werden alle von Euch Ja sagen auf die Konfirmationsfrage. Ihr werdet euch damit zu Gott, zum Glauben und zur Kirche bekennen. Wie könnte das nach der Konfirmation im Alltag aussehen? Auch das war Thema bei den
Konfirmandengesprächen. Einige haben gesagt: Ich bleibe dran, indem ich mich eine Zeitlang engagiere und mich aktiv beteiligt: als Konfirmandenhelfer z.B., oder im Kindergottesdienst, oder indem ich weiterhin Gemeindebriefe austrage. Auch das ist heute ein Bekenntnis zu Gott. Eines, das vermutlich ein weniger leichter fällt als das Bekenntnis mit eigenen Worten.

Gottes Versprechen vertrauen

Was kann der Segen bewirken?
"Nie sind wir allein, stets sind wir die deinen."
Wer den Segen Gottes geschenkt bekommt, der darf ihn nicht nur, aber auch für sich behalten: "Schutz und Schirm vor allem Bösen." Das nimmt
Gott nicht zurück nach dem menschlichen Motto "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" Sondern dieses Versprechen bleibt. Das
ja bleibt. Es wird nicht zurückgenommen. Von seiner Seite aus gibt es eine Scheidung nicht.

Was kann der Segen noch bewirken?
"Lachen oder Weinen wird gesegnet sein."
Dass Ihr heute gesegnet werdet, bedeutet nicht, dass es Euch immer gut gehen wird, dass Ihr immer nur lachen dürft. Beides gehört zum Leben: Die guten und die bösen Tage. Niemandem werden nur gute versprochen, auch durch den Segen der Konfirmation nicht. Ihr werdet erfahren, oder Ihr habt es schon erfahren, dass auch äußerlich schlechte Zeiten Segenszeiten sein können. Durch äußerlich schlechte Zeiten können Menschen durchaus innerlich reifen. Wir singen diese erste Strophe miteinander: Was bedeutet der Segen und was könnte er bewirken?

Segen kann man nicht für sich behalten

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren. / Weil du reichlich
gibst, müssen wir nicht sparen. / Segen kann gedeihn, wo wir alles
teilen, / schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.


Ich sagte zu Beginn: Der Segen ist ein Geschenk, das man nicht allein für sich selber behalten soll. So steht es hier: "Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen."
Müsste es nicht heißen: Keiner soll den Segen allein für sich bewahren? Keiner kann? Natürlich kann er, wenn er will, so könnte man sagen. Vielleicht ist es so gemeint: Wenn jemand wirklich merkt, wie reichlich er bedacht wird, dann kann er innerlich gar nicht anders als weitergeben. Gott ist nicht knausrig. Er schenkt genug. Er schenkt so viel, dass es auch für
andere reicht.

Der Segen ist wie ein kleines Pflänzchen

Wie könnte man den Segen weitergeben?
"Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn."
Segen ist wie ein geschenktes Pflänzchen, das man bekommt, um dafür zu sorgen, dass es wächst und gedeiht. Das Pflänzchen Segen wächst durch Teilen, durch Heilen, durch Lieben und durch Verzeihen:
Wer merkt, dass Gott es gut mit ihm meint, der kann nicht Egoist bleiben, sondern der bekommt offene Augen für andere, ein offenes Herz, offene Arme, offene Hände, ja, wenn es nötig ist, auch einen offenen Geldbeutel. Seine Hände werden nicht raffen, sondern sie können hergeben. Seine Hände werden keine Gewalt üben, sondern sie werden heilen.
Wir singen die zweite Strophe. Wie könnte man den Segen weitergeben?

Gott braucht uns für den Frieden

3. Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, / wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. / Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen - / die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Segen weitergeben bedeutet auch, sich für Frieden einzusetzen, auch und gerade in der näheren Umgebung. Gott hat der Welt an Ostern seinen Frieden geschenkt, aber der muss sich erst überall durchsetzen. Er braucht uns Menschen als Friedensstifter. Nach dem 2. Weltkrieg fand man in einer zerstörten Kirche an einem zerstörten Kruzifix, dem die Hände und die Füße fehlten, angeblich folgenden Zettel:
"Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu
tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg
zu führen."

Frieden braucht die Welt. Nicht nur im Großen. Dafür sind die Politiker zuständig. Auch im Kleinen. Dafür sind wir alle zuständig, auch Ihr als junge Menschen.

Was kann ich für Gott tun?

"Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen - / die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn."
Überall, wo kleine Chancen und Anzeichen von Frieden zu sehen, zu erspähen, zu erahnen sind, sollen wir zugreifen und uns einsetzen. Es sei
denn, wir hätten Gottes Segen umsonst geschenkt bekommen. Es sei denn, wir würden umsonst Christen heißen.
Die Gesellschaft braucht unseren, braucht Euren Einsatz. Die Vereinzelung steigt. Vereine, Gewerkschaften und Kirchen verlieren stetig Mitglieder. Es wird viel zu viel gejammert und zu wenig getan.
Bitte nehmt Euch nicht die Erwachsenen zum Vorbild, die fragen: Was kann der Staat, was kann die Gesellschaft für mich tun? Sondern fragt: Was kann ich für die Gesellschaft tun? Nicht: Was tut die Kirche für mich? Was tut
Gott für mich? Sondern: Was könnte ich für Gott tun?
Wir singen die dritte Strophe des Liedes miteinander.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de