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predigt[e].de

Die Predigt vom 8. Mai 2005 (Konfirmandeneinführung):
»Komm, Heilger Geist«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Sonntag Exaudi. Sein Thema ist die Bitte um den Heiligen Geist. Evangelium (1. Lesung) war die Verheißung des Heiligen Geistes als „Tröster“ und Epistel (2. Lesung) die Stärkung der Glaubenden durch den Geist. Wegen der Konfirmandeneinführung lage der Predigt das Lied „Komm, Heilger Geist“ zugrunde.
Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
Kehrvers:
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

Strophen:

1. Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt,
so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt.

2. Wie der Sturm so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein.
Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein.

3. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt.
Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt.

Evangelisches Gesanngbuch, Ausgabe Bayern, Nr. 564
Text: Klaus Okonek, Joe Raile
Melodie: Kommt herbei, singt dem Herrn (Nr. 599)
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Die Predigt
Die Konfirmanden und der Zusammenhalt

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Mit der Freizeit in Busbach am vergangenen Wochenende hat Eure Konfirmandenzeit gleich richtig begonnen. Manche von Euch sind
vermutlich mit einer gewissen Unsicherheit mitgefahren, weil sie niemand oder nur wenige gekannt haben. Aber die gemeinsame Zeit hat daran sicher etwas geändert.
Die gemeinsame Zeit war wichtig, denn Ihr seid 21 sehr verschiedene und individuelle junge Menschen: Keine Massenware, keine Fließbandware Gottes, sondern lauter Einzelanfertigungen, so haben wir beim Nachdenken über die Taufe gesagt. Ihr seid verschieden, aber Ihr sollt Euch gegenseitig akzeptieren und zu einer Gruppe zusammenwachsen.
Verschieden seid Ihr: Es gibt Stille und Laute; es gibt Zurückhaltende und Vorwitzige; es gibt Selbstbewusste und welche, die leichter zu verunsichern sind; es gibt Starke, die immer vorne mit dabei sind, und solche, die leicht
auch zum Opfer anderer werden können. Dass daraus eine Gemeinschaft wird, darum können wir uns bemühen, aber wir können es nicht aus eigener Kraft schaffen. Da muss noch etwas anderes kommen, was Euch unsichtbar
zusammenhält:

Was ist der Heilige Geist?

Der Jahrgang vor Euch hat gerne ein Lied gesungen, das sowohl zu diesem Thema passt als auch zum heutigen Sonntag. Der Sonntag vor Pfingsten ist der Sonntag mit der Bitte um den Heiligen Geist, der dann an Pfingsten geschenkt wird.
Der Heilige Geist. Damit ist kein Gespenst gemeint, sondern Gott, der unsichtbar anwesend ist. In diesem Sinn verwenden wir das Wort Geist
heute ja auch, wenn man sagt, in einer Familie, in einem Haus, in einem Betrieb herrsche ein guter Geist: eine gute Atmosphäre, ein Einverständnis, ein Zusammenhalt.

Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.
So heißt der Refrain dieses Liedes, das wir im Gesangbuch unter den Nummer 564 haben. "Komm, Heilger Geist", das ist eine wichtige Bitte.
Denn nur er kann Dinge tun, die wir nicht aus eigener Kraft schaffen. Es gibt Erwachsene, die sagen, sie brauchen Gott nicht, sie brauchen den Heiligen Geist nicht, weil sie eh alles alleine schaffen, und weil man sich sowieso selbst helfen muss. Lasst Euch als junge Menschen von ihnen nicht verunsichern.

Wozu brauchen wir den Heiligen Geist? Der Refrain des Liedes sagt: Er verbindet uns und er schafft Leben.
Wer ohne den Heiligen Geist auskommen will, wird sehr leicht zum Ich-Menschen, zum Egoisten, zum Einzelkämpfer, der nur auf seinen eigenen
Weg schaut, der nur schaut, wie er selbst am besten durchkommt. Der Heilige Geist aber verbindet Menschen, und dadurch schafft er Leben. Als junge Menschen seid Ihr auf der Suche nach dem Leben, nach Eurem eigenen persönlichen Leben, nach Eurem eigenen Weg. Lernt, dass man
das Leben nicht als Einzelkämpfer findet, sondern nur gemeinsam mit anderen. Lernt, dass man das Leben nicht gegen andere findet, sondern nur mit anderen.

Wir hören uns das Lied 564 einmal von der Orgel an und dann singen wir erst einmal den Refrain drei mal miteinander.

Der Heilige Geist ist wie Feuer

Die erste Strophe:
1. Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt,
so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt.


Die drei Strophen des Liedes geben Auskunft darüber, wie der Heilige Geist wirkt: Er wirkt wie das Feuer, wie der Sturm und wie die Liebe. Das lesen wir in Apostelgeschichte Kapitel 2, wo vom Kommen des Heiligen Geistes berichtet wird.

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen; und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

Der heilige Geist wirkt wie Feuer. Damit ist aber nicht das Schadensfeuer gemeint, das zerstörende Feuer. Feuer kann nicht nur zerstören, es kann auch hell und warm machen. Auch so verwenden wir das Wort ja auch in
unserem Alltag. Wenn man sagt, ein Mensch habe Feuer, dann meint man, dass er eine Lebendigkeit und eine Begeisterung in sich hat, die ansteckend ist und andere Menschen mitreißen kann.
Wenn sich jemand vom Heiligen Geist begeistern lässt, so steht hier, dann kann er die Welt umgestalten. Ohne Gott geben sich Menschen mit den Gegebenheiten des Lebens und der Welt leicht zufrieden. Mit Gott bekommen sie die Kraft, etwas zu ändern. Die Welt muss nicht so bleiben, wie sie ist.
Wir singen die erste Strophe des Liedes. Vor und nach jeder Strophe wird der Refrain zweimal wiederholt.

Der Heilige Geist ist wie ein Sturmwind

Die zweite Strophe:
2. Wie der Sturm so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein.
Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein.

Der Heilige Geist ist wie ein Sturmwind.
Apostelgeschichte 2,2: Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Eine Kirche und Gemeinde braucht immer wieder frischen Wind. Sie kann nicht so bleiben, wie sie ist. Kirche ist nur Kirche, wenn sie sich bewegen lässt, wenn sie Neues versucht, wenn sie sich Neuem öffnet. Das heißt nicht, dass dauernd krampfhaft alles neu werden muss. Das heißt nicht, dass Kirche dauernd der neuesten Mode hinterherlaufen muss, die sich ja in kürzester Zeit ändert. Wir können z.B. den Gottesdienst nicht um der
Konfirmanden willen ganz und gar umkrempeln und neu machen.
Aber doch bringen junge Menschen auch frischen Wind in eine Gemeinde. Und die Alteingesessenen und die Bewahrer bremsen dann hoffentlich nicht ganz und gar.
Wir singen die zweite Strophe des Liedes.

Der Heilige Geist verbindet

Die dritte Strophe:
3. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt.
Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt.


Der heilige Geist ist Liebe und gemeinsame Sprache.
Apostelgeschichte 2,6: Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

Der Heilige Geist hilft dazu und sorgt dafür, dass Menschen sich verstehen. Auch die verstehen sich, die verschiedene Sprachen sprechen. Für Eure Situation als Konfirmanden müssen wir das ein wenig übertragen: Ihr sprecht
die gleiche Muttersprache, aber das bedeutet noch lange nicht, dass Ihr Euch verstehen müsst. Trotz der gleichen Muttersprache kann man verschiedene Sprachen sprechen und man kann aneinander vorbeireden. Man kann z.B. auch sprechen mit der Art, wie man sich kleidet, schminkt oder frisiert. Mit der Art, wie man sich bewegt. Mit der Musik, die man mag. Man
kann auch sprechen mit Augen und Händen. Und jeder soll ja seine Sprache nicht um des anderen willen aufgeben. Jeder darf seine Muttersprache behalten. Lernt aber durch den Heiligen Geist, die Sprache der anderen zu
übersetzen und zu respektieren. Lernt, trotz der verschiedenen Sprachen Euch zu verstehen.

Das hat, so sagt es die dritte Strophe, etwas mit Liebe zu tun: Man kann und muss nicht alle lieben. Auch in einer Konfirmandengruppe kann nicht jeder jeden von Herzen gerne haben. Liebe, das ist auch Respekt. Liebe, das ist
Vertrauen und Vergebung, wie es hier steht. Dazu kann man seinen Teil beitragen. Das kann sich entwickeln.
Wir singen die dritte Strophe des Liedes.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de