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predigt[e].de

Die Predigt vom 15. Oktober 2006 (Männersonntag):
»Wie Flasche leer?«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 18. Sonntag nach Trinitatis. Die Evangelische Kirche in Deutschland lädt aber am 3. Sonntag im Oktober zum Männersonntag ein. Das ist auch in der Auferstehungskirche berücksichtigt worden. Als Predigttext war vorgeschlagen Johannes 7,37-39:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
37 Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
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Die Predigt
Wie Flasche leer

(Mit einer leeren Mineralwasserflasche vor der Gemeinde. Frei formulierte Gedanken:)
Es gibt nichts Trostloseres als eine leere Mineralwasserflasche. ...
Trappatoni: „Wie Flasche leer.“ ...
Wie kommt es, dass Männer – wie kommt es, dass Menschen kraftlos und leer sein können wie eine leere Flasche?

Überforderung im Beruf ...
Durch ehrenamtliches Engagement ...
Wenn überhaupt die Kraft weniger wird ...
Alle zerren an einem: Beruf, Familie, Freunde, Hobbys, Vereine. Und wo bleibe ich?

Kurzum: Wenn jemand das Gefühl hat, er muss mehr geben, als er bekommt. Das Gefühl, er muss immer nur geben. Aber wo kann er sich wieder Kraft holen? Wo sind die Quellen, wo er schöpfen kann? Wo kann er seinen Akku wieder aufladen?

Wasser gegen die Leere

(Mit der leeren Flasche zur Kanzel. Die Flasche abstellen.)
Ähnliche Bilder verwendet Jesus:
37 Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

Am Laubhüttenfest ist Jesus wie viele andere Pilger in Jerusalem im Tempel: Zum Fest gehörte eine Wasserspende der Priester, die sieben mal mit aus der Quelle Siloah geschöpftem Wasser um den Altar herumgelaufen sind. Am Altar wurde das Wasser in eine Opferschale gegossen.
Es war ein Zeichen der Dankbarkeit ähnlich wie bei unserem Erntedankfest, dem das Laubhüttenfest entspricht. Wasser als eine der wichtigsten Schöpfungsgaben: Wir haben das im Familiengottesdienst zum Erntedankfest bedacht. Und in Israel weiß man ja von der Bedeutung und vom Wert des Wassers noch unendlich viel mehr als wir in unseren Breiten.

Jesus ist auf dem Laubhüttenfest. Und inmitten der Menge lenkt er die Aufmerksamkeit auf sich. Wir wissen es nicht genau, aber vielleicht ruft er seine Worte genau in dem Moment, wo die Priester die Wasserspende darbringen. Es wäre eine weitere Provokation gegen den Tempeldienst gewesen, so wie bei der Tempelreinigung.

Deutlicher als die drei anderen Evangelien betont das Johannesevangelium, dass in Jesus Gott selber am Werk ist. Immer wieder legt das Johannesevangelium den Finger in die Wunde, dass die Menschen damals Gott sozusagen in ihren Kult, in ihre religiösen Feiern eingesperrt haben. In Jesus will er ihnen sozusagen life begegnen, aber ihnen ist nur wichtig, dass alles seinen geordneten kultischen Gang geht.

Jesus als Marktschreier

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Jesus macht Werbung. Wie ein Marktschreier, der seine Ware anzubieten hat, stellt er sich in die Menge. Wie ein orientalischer Wasserverkäufer bietet er lautstark an, was er zu verkaufen hat.
Aber Jesus ist kein Wasserverkäufer. Er hat Wasser in einem anderen Sinn anzubieten: Lebenswasser, das nicht den äußeren Durst stillt, sondern Lebenswasser, das den Lebensdurst, die Sehnsucht nach Leben, nach Kraft, nach Befriedigung, nach Glück, nach Sinn, nach Geborgenheit ... stillt.

Wie kann man bei ihm trinken, wenn es ja gar nicht um das Trinken in einem äußeren Sinn geht? Wie kann man Kraft schöpfen? Wie kann man den leeren Akku wieder aufladen?

Sich wieder neu füllen lassen

(Mit der leeren Flasche zum Altar und zum Taufstein. Frei formulierte Gedanken:)
In der Gemeinschaft eines Gottesdienstes wie heute morgen ...
Im Gebet zu ihm kommen. ...
In der Stille der Meditation ...
In der Gemeinschaft: in seinem Wort. In einem Gottesdienst mit Salbung und Segnung wie heute Abend in der Magdalenenkirche. ...
Indem man sich der Zusagen Gottes in der Taufe erinnert. In der Taufe ist Lebenswasser über einen jeden ausgegossen worden. Mit der Taufe hat Gott seine Begleitung zugesagt.
(Taufwasser in die leere Flasche gießen)
(zur Kanzel zurück)

Als Erfüllte etwas weitergeben

38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
Wer auf solche Art Kraft bekommt, der kann sie dann nicht für sich behalten, sondern der wird von sich aus auch wieder zugehen auf die, die welche suchen: Sozusagen „Wasserverkäufer“ im Auftrag Jesu werden.

Seine Erfahrungen miteinander teilen. Mit seinen Überzeugungen nicht hinter dem Berg halten.
Den Glauben nicht zerknirscht oder verklemmt oder miesepeterich leben, sondern ansteckend.
Um im Bild zu bleiben: Lebenswasser, lebendiges Wasser, das war damals fließendes Quellwasser statt des üblichen Zisternenwassers. Also: Versuchen, so zu leben, dass bei anderen der Glaube nicht wie abgestandenes Wasser ankommt, sondern frisch und lebendig.

Sich beschenken lassen

Und dann sagt vielleicht jemand: Das kann ich nicht. Ich kann nicht reden, v.a. nicht über solche persönlichen Dinge. Und es stimmt: Man kann es eigentlich nicht aus sich selbst, aus eigener Kraft.

39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten.
Von seinem Glauben etwas erzählen und weitergeben. Von seinen Lebenserfahrungen berichten. Man kann es nicht einfach aus sich selbst. Man kann es nur als Beschenkter. Man kann es, wenn man Gottes Heiligen Geist an sich wirken lässt.
Und: Man soll nicht krampfhaft überlegen, mit welchen hochgestochenen Worten man es sagt, sonder reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Das ist viel überzeugender, oft überzeugender als die Worte und die Wortwahl der Studierten.

Nach den Quellen der Kraft haben wir gefragt. Machen Sie sich immer wieder auf die Suche danach. Rechtzeitig, nicht erst, wenn Sie schon ganz ausgetrocknet sind.
Und wenn Sie solchen Quellen der Kraft kennen und erfahren haben, dann verschweigen Sie sie anderen nicht.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de