Startseite | Impressum | Kontakt
predigt[e].de

Die Predigt vom 22. Juli 2007 (Waldgottesdienst):
»Bebauen und bewahren«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 7. Sonntag nach Trinitatis. Den traditionellen Gottesdienst zum Waldfest gestaltete das Umweltteam und wählte als Predigttext Jesu Wort vom Salz und Licht aus Matthäus 5:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Predigt
Aktuelle Predigten

Gesamtübersicht der Predigten

Stichwortverzeichnis
zu den Predigten

Die Predigt
Jesus provoziert

Jesus fordert seine Hörer ganz bewusst zum Zuhören und zum Mitdenken heraus. Und er tut es, indem er sie zum Kopfschütteln bringt:
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Ein Salz, das nicht mehr salzig ist? - Das ist absurd. Das ist unsinnig.
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, die man aber nicht sehen kann? - Was soll das?
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Da zündet jemand eine Kerze an, weil er Licht im Haus braucht, stellt sie auf den Tisch und stülpt dann einen Scheffel, also einen der alten Holzeimer für Getreide darüber?
Völliger Blödsinn. Wer macht so etwas? Wer kommt auf einen solchen Gedanken? – So müssen die Zuhörer unweigerlich reagieren.

Und nun Jesus mitten in die Wunde hinein: Genauso absurd, genauso sinnlos ist ein Christ, dem man nicht an seinem Verhalten ansehen und abspüren kann, dass er einer ist. Ein Christ, dem man’s nicht anmerkt; ein Christ, der anders handelt als er redet: So sinnlos wie Salz, das seine Kraft verloren hat. So unbrauchbar wie ein Licht, das nicht mehr leuchtet.

Christsein und Umweltverantwortung

Christsein und Umweltverantwortung. Christsein und Verantwortung für Gottes gute Schöpfung. Nicht nur schön reden, sondern auch handeln. Wie könnte, müsste, sollte das aussehen?
Jetzt müssten wir eigentlich miteinander ins Gespräch kommen, so wie wir im Umweltteam der Gemeinde seit vier Jahren miteinander im Gespräch sind. Denn es gibt keine fertigen Antworten in der Bibel. Man kann nicht nachlesen, was man zu tun hat, weil diese Frage zur Zeit des Alten und Neuen Testamentes keine Frage war. „Bebauen und bewahren“ sollen wir, so lesen wir kurz gefasst in der Schöpfungsgeschichte. Mit der Schöpfung, mit der Natur als Geschenk umgehen, sie nützen, etwas aus ihr machen, den Erfindergeist nicht bremsen – und doch bewahrend mit ihr umgehen. Heute leben und handeln und doch das wohl der kommenden Generationen nicht aus dem Auge verlieren.
„Bebauen und bewahren“: Oft genug eine schmale Gratwanderung, wo man hinterher erst merkt, was man vorher guten Gewissens falsch gemacht hat.

Überzeugte Menschen werden gebraucht

Nicht jeder kann für alles zuständig sein. Deswegen braucht es Menschen, die ein wenig aufmerksamer den Finger in Wunden legen, die andere gar nicht sehen. Es braucht Menschen, die schärfer und bissiger sind als andere. Es braucht Menschen, die auch einmal eine überspitzte Aussage wagen, an der sich andere reiben.

Was wäre die Welt ohne Menschen, die aktiv für ihre Überzeugung eintreten? Wie eine Welt ohne Salz und ohne Licht, sagt Jesus. In meiner Jugendzeit haben wir einmal beim Bäcker ein Brot bekommen, wo man das Salz vergessen hatte. Es sah genauso aus wie immer. Auch beim Reinbeißen war kein Unterschied. Aber dann ... Man konnte das Brot nicht essen. Egal mit welchem Belag.
Nein, überzeugte und überzeugende Menschen werden gebraucht. Die Welt braucht sie. Ohne sie ist es fad und leer.

Gott kann mit uns etwas anfangen

„Ihr seid das Salz der Erde.“, so redet Jesus seine Zuhörer an. Wir alle, du und ich, sind aufgerufen, in unserem Bereich, im Rahmen unserer Zuständigkeit und entsprechend unserer kleinen oder größeren Kraft Verantwortung zu übernehmen für die Schöpfung. Salz der Erde sind wir, du und ich. Wir werden gebraucht. Auf uns kommt es an. Wir sind entscheidend wichtig. Jeder und jede.

„Ihr seid das Salz der Erde.“ Wohlgemerkt: Das ist ein Zuspruch, eine Ermutigung. Es ist keine Aufforderung, kein drohender Zeigefinger: Jesus kommt nicht wie ein düsterer Weltuntergangsprophet. Wehe, wenn Ihr das oder das nicht tut! Wehe, wenn Ihr so weiter macht ...
Nein, Verhaltensänderungen werden beim Menschen nicht mit Forderungen oder gar Drohungen erreicht. Wenn andere aufdringlich etwas von mir verlangen, dann habe ich taube Ohren. Wenn sie drohen. Wenn sie ein schlechtes Gewissen machen. Wenn sie Angst verbreiten.
Wenn sich etwas ändern soll, dann nur von innen, nur wenn jemand zur Besinnung kommt. Deswegen beginnt Jesus positiv: Du bist etwas. Du bist wichtig. Du bist so wichtig wie Licht und Salz. Gott kann dich brauchen: an deinem kleinen Ort und mit deiner kleinen Kraft. Sag nicht: Ach, was kann ich denn schon ausrichten? Kommt’s denn wirklich auf mich an? Ist denn mein kleiner Beitrag nicht ein Tropfen auf den heißen Stein?

Nein, ihr seid Licht, sagt Jesus, und jede und jeder von euch kann etwas. Entdeckt eure Kraft. Entdeckt eure Fähigkeiten. Entdeckt eure Möglichkeiten. Staunt darüber, dass Gott etwas mit euch anfangen kann.
Und dann überlegt, was Ihr aus dem Herzen heraus tun könntet. Steckt einander an mit eurem Licht. Ermutigt andere. Reißt sie mit. „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Ganz praktisch

Deswegen soll und muss es nun auch ein wenig praktisch werden. Das Umweltteam will Sie zum Mitdenken und Mitmachen animieren: Indem Sie die Umwelterklärung unserer Kirchengemeinde zur Hand nehmen, die viele noch gar nicht kennen. Indem Sie ein lesenswertes Heft zum Thema kaufen können. Und indem Sie jetzt als zweiten Teil der Predigt noch praktische Beispiele hören. Vielleicht lassen Sie sich ein wenig anstecken.

(Es ist geplant, die restlichen Texte des Gottesdienstes auch aufzuarbeiten und als Gottesdienstentwurf zur Verfügung zu stellen.)

nach oben

Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de