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Die Predigt vom 8. Juni 2008 (75 Jahre Siedlung Saas):
»Komm, bau ein Haus«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 3. Sonntag nach Trinitatis. Sein Thema ist, dass Gott niemand verloren gibt. Evangelium (1. Lesung) war das Gleichnis vom verlorenen Sohn und Epistel (2. Lesung) die Gnade, die Paulus erfahren hat. Anlässlich des Siedlungs-Jubiläums lag der Predigt das Lied "Komm, bau ein Haus" zugrunde:
Predigttext
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Der Predigttext
Kehrvers
Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, / pflanz einen Baum, der Schatten wirft, / und beschreibe den Himmel, der uns blüht, / und beschreibe den Himmel, der uns blüht.

Strophen
1. Lad viele Tiere ein ins Haus / und füttre sie bei unsrem Baum, / lass sie dort munter spielen, / wo keiner sie in Kreise sperrt / lass sie dort lange spielen, / wo der Himmel blüht.
2. Lad viele Kinder ein ins Haus / versammle sie bei unsrem Baum, / lass sie dort fröhlich tanzen, / wo keiner ihre Kreise stört, / lass sie dort lange tanzen, / wo der Himmel blüht.
3. Lad viele Alte ein ins Haus / bewirte sie bei unsrem Baum, / lass sie dort frei erzählen, / von Kreisen, die ihr Leben zog, / lass sie dort lang erzählen, / wo der Himmel blüht.
4. Komm, wohn mit mir in diesem Haus / begieße mit mir diesen Baum, / dann wird die Freude wachsen, / weil unser Leben Kreise zieht, / dann wird die Freude wachsen, / wo der Himmel blüht.

Text: Friedrich Karl Barth, Peter Horst, Hans-Jürgen Netz 1977
Melodie: Peter Janssens 1977
Predigt
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Die Predigt
„Komm, bau ein Haus“

Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, / pflanz einen Baum, der Schatten wirft, / und beschreibe den Himmel, der uns blüht, / und beschreibe den Himmel, der uns blüht.
Ein Lied vom Kirchentag 1977 in Berlin unter dem Motto „Einer trage des anderen Last“. Es geht um das Miteinander, um gelingende Gemeinschaft, um eine gelungene Gemeinschaft. Ein Lied für den heutigen Tag. Ein Lied für diese Siedlung:
Wir pflanzen heute Nachmittag einen Baum, einen Erinnerungsbaum.
Wir besinnen uns auf die, die vor 75 Jahren begonnen haben, ihre Häuser zu bauen.
Wir wollen über alldem den Himmel, wir wollen Gott nicht vergessen.
Vielleicht stand bei der Entstehung dieses Liedes auch die alte deutsche Vorstellung Pate, dass ein Mann einmal in seinem Leben ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen müsse.
Oder man dachte an das, was die Propheten des Alten Testaments von der kommenden Heilzeit sagten, dass dann ein jeder in Frieden vor seinem Haus unter seinem Ölbaum sitzen werde.

Ein Dach über dem Kopf

„Komm, bau ein Haus, das uns beschützt“. Dach über dem Kopf, eigenes Haus, eigene vier Wände, Zuhause, Heimat war die Vision derer, die vor 75 Jahren begonnen haben, ihre Häuser zu bauen, indem sie ab Januar 1933 mit der Kohlenschaufel den eigenen Keller ausgehoben und am Buchstein den Sand für ihre Häuser gebrochen haben.
Heimstätten, ein eigenes Heim, ein eigenes Zuhause hatte das Reichsheimstättengesetz des Jahres 1920 im Sinn.
Ein Haus als Schutzraum für große Familien, die schon mit vielen Kindern kamen, oder sie dann hier bekommen haben.
„Komm, bau ein Haus.“ Es war wirklich ein gemeinsames Bauen, wo einer den anderen angestachelt und einer dem anderen geholfen hat.

Der Himmel als Dach

„Beschreibe den Himmel, der uns blüht“. Das verstehe ich heute an diesem Tag sehr vielfältig: Zum einen so, dass über allem unseren Bauen und Feiern der Himmel, also Gott, nicht vergessen wird.
75 Jahre blüht Gottes Himmel über diesem Stadtteil. Das sind 75 Jahre Bewahrung vor größeren Katastrophen. Wir kennen es Gott sei Dank nur aus den Nachrichten, dass Stürme oder Feuer den Menschen das Dach über dem Kopf nehmen, und Wasser und Erdbeben ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen.

Am Ende blüht uns, am Ende winkt uns der Himmel, das hat für mich aber auch seinen viel tieferen Sinn: Häuser sind Heimat, aber sie sind Häuser auf Zeit. Das endgültige Haus, die endgültige Heimat steht und blüht woanders. Und jede Generation neu muss einmal diese irdische Heimat mit der himmlischen tauschen, damit ein Haus für eine nächste Generation zu einer Heimat werden kann. Und hoffentlich vergisst die je nächste Generation nicht, was die vorhergehenden alles in ein solches Haus investiert haben.

„Komm, bau ein Haus, das uns beschützt.“ Wir hören uns diesen Refrain einmal von der Orgel an und singen ihn dann miteinander.

Die Tiere gehören dazu

„Komm, bau ein Haus, das uns beschützt.“ Ein Lied von gelingender Gemeinschaft. Was alles zu gelingender Gemeinschaft gehört, sagen die Strophen: Tiere gehören dazu. Kinder gehören dazu. Alte Menschen gehören dazu. Sie haben ihren Platz. Sie müssen ihren Platz haben. Sie bereichern die Gemeinschaft.
Was unterscheidet – nicht immer, aber oft genug – das Wohnen in der Innenstadt vom Wohnen hier: keine Tiere, kein Garten, wenig Kinder, und die Alten im Heim.

1. Lad viele Tiere ein ins Haus / und füttre sie bei unsrem Baum, / lass sie dort munter spielen, / wo keiner sie in Kreise sperrt / lass sie dort lange spielen, / wo der Himmel blüht.
Selbstversorgung war Ziel und Auftrag allen Bauens vor 75 Jahren, ja sogar Bedingung für das Darlehen in Höhe von 3.200 Reichsmark, das allen damals gewährt wurde. Kleintierhaltung war zwingend vorgeschrieben. Und mancher hatte in seinem kleinen Stallanbau durchaus auch ein größeres Tier stehen.
Bei vielen ist heute davon nur noch der Haus- und Hofhund übrig geblieben. Selbstverständlich darf er, wie es das Lied sagt, dann an dem Baum, den wir heute Nachmittag am Kirchplatz pflanzen, munter spielen. Schön wäre es aber auch, wenn die zugehörigen Herrchen und Frauchen mehr auf die damit verbundenen Hinterlassenschaften achten würden. Für die Menschen, die den Rasen vor unserer Kirche pflegen, und für die Kinder und Jugendlichen, die sich hier versammeln, sind sie oft genug ein Ärgernis, das bei gutem Willen nicht unbedingt sein müsste.

„Komm, bau ein Haus.“ Wir singen wieder den Refrain des Liedes miteinander und dann den ersten Vers dazu.

Die Kinder gehören dazu

2. Lad viele Kinder ein ins Haus / versammle sie bei unsrem Baum, / lass sie dort fröhlich tanzen, / wo keiner ihre Kreise stört, / lass sie dort lange tanzen, / wo der Himmel blüht.
Tanzende und springende Kinder haben wir gestern beim Fest schon erlebt und wir werden sie auch heute wieder erleben, nicht nur im Festzug. Kinder sind der Reichtum unserer Familien und unserer Gemeinde. Kindergarten und Schule und die Kinder- und Jugendangebote der Vereine sind tragende Säulen unserer Gemeinschaft. Kinderangebote liegen auch unserer Kirchengemeinde seit Jahren schon am Herzen. Und auch die Verantwortung für unsere Jugendlichen haben wir uns bewusst zu Herzen genommen und bitten um die Mithilfe aller. (Mehr dazu übrigens heute Nachmittag am Stand der Kirchengemeinde. Und auch die Kollekte des heutigen Gottesdienstes ist für die Jugendarbeit bestimmt.)
Es ist ein Segen, wie Kinder hier bei uns aufwachsen können, ohne dass jemand ihre Kreise unnötig einengt oder stört. Große Grundstücke, wenig Verkehr und die umgebende Natur machen es möglich und sind ein Segen. Den damaligen Stadtvätern ist die Konzeption dieser Siedlung sicher gut gelungen und die heutigen Stadtväter haben durch Spielplätze und Kindergartensanierung das ihre getan. Jetzt würde nur noch ein Platz fehlen, wo unsere Jugendlichen ihren Bewegungstrieb sinnvoll befriedigen und ausleben können. Wo sie Platz haben und ihre Kreise ziehen können.

„Komm, bau ein Haus.“ Wir singen wieder den Refrain des Liedes miteinander und dann den zweiten Vers dazu.

Die Alten gehören dazu

3. Lad viele Alte ein ins Haus / bewirte sie bei unsrem Baum, / lass sie dort frei erzählen, / von Kreisen, die ihr Leben zog, / lass sie dort lang erzählen, / wo der Himmel blüht.
Gott sei Dank haben alte Menschen bei uns Platz und gehören zum Leben unseres Stadtteils. Gott sei Dank reichen ein bis zwei Hände, um abzuzählen, wie viele Seniorinnen und Senioren aus unserer Gemeinde im Heim wohnen. Der Großteil ist zu Hause. Das Haus, das Heim, das sie gebaut haben, bleibt ihr Heim bis zuletzt.
Und auch, was diese Generation angeht, arbeiten Vereine und Kirchengemeinde in einer guten Weise zum Wohl aller zusammen. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Alten sind ein Schatz der Gesellschaft, vor allem, was die Summe ihrer Erfahrungen angeht.
Gestern Abend beim Vortrag war schon Gelegenheit, von den Kreisen zu erzählen, die das Leben gezogen hat. Und auch beim anschließenden Fest heute wäre es schön, wenn möglichst viel erzählt würde, wenn möglichst viele Junge den Alten zuhören würden.

„Komm, bau ein Haus.“ Wir singen wieder den Refrain des Liedes miteinander und dann den dritten Vers dazu.

Möge uns der Himmel blühen

4. Komm, wohn mit mir in diesem Haus / begieße mit mir diesen Baum, / dann wird die Freude wachsen, / weil unser Leben Kreise zieht, / dann wird die Freude wachsen, / wo der Himmel blüht.
Möge das Leben in unserem Stadtteil noch viele Jahre Kreise ziehen.
Möge der Himmel über uns blühen und uns gnädig sein.
Möge noch oft ein Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes sich über uns ausspannen.
Mögen unsere Häuser gesegnet sein und unsere Bäume ihre Früchte tragen.
Möge die Arbeit unserer Vereine und unserer Gemeinde glücken.
Möge der heutige Festtag von Freude und Gemeinschaft geprägt sein.

Noch einmal singen die vier Strophen dieses Liedes und sammeln dazu die Kollekte für die Jugendarbeit unserer Kirchengemeinde ein.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de