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Die Predigt vom 25. Juli 2004 (7. Sonntag nach Trinitatis):
»Glauben ist in der Gemeinde am schönsten«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 7. Sonntag nach Trinitatis. Sein Thema ist Gemeinschaft bzw. Abendmahl. Evangelium dieses Sonntags ist die Erzählung von der Speisung der 5000. Epistel und Predigttext (s.u.) war ein Abschnitt aus Apostelgeschichte 2:
Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
41 Die das Wort annahmen, ließen sich taufen. 42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. 43 Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. 44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte. 46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.
Predigt
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Die Predigt
„Sport ist im Verein am schönsten“

"Sport ist im Verein am schönsten." So stand vor Jahren in einer deutschlandweiten Aktion auf allen großen Plakatwänden. Es war damals der Leitsatz des Deutschen Sportbundes. Heute heißt es "Sport tut gut". Aber das Motto von damals hat immer noch seine Berechtigung: Die Zeitgenossen wollen sich nicht mehr so wie früher an eine Gemeinschaft binden. Mit dieser Tatsache müssen alle Vereine, alle politische Parteien, Gewerkschaften und auch die Kirchen heute wohl oder übel leben. Alle betrifft der Mitgliederschwund – je größer sie sind, desto stärker. Alle trifft der Trend zur Vereinzelung.
Man hat aber auf der anderen Seite auch festgestellt, dass sich noch nie so viele Menschen sportlich betätigt haben wie heutzutage. Doch sie tun es für sich allein oder sie suchen sich die Fitnesscenter, wo man kommen und gehen kann, wie man will. Man bleibt inkognito und wird in Ruhe gelassen.
Im Verein muss man sich für länger binden. Im Verein könnte man ja gefragt werden, ob man sich nicht für eine Wahl aufstellen lässt. Man könnte ja gefragt werden, ob man nicht helfen könnte, Jugendliche zu einem Spiel zu fahren. Man könnte ja gefragt werden, ob man nicht Zeit hätte für einen gemeinsamen Arbeitseinsatz am Sportplatz oder zur Vorbereitung und Ausrichtung eines Festes.
Deswegen sollen heute alle die ausdrücklich gelobt werden, die sich mit ihrer Zeit und Kraft ehrenamtlich für die Gemeinschaft einsetzen und
ohne die ein solches Fest überhaupt nicht möglich wäre.

Individualismus und Gemeinschaft

Warum sage ich das alles? Sie werden sich denken können, dass ich nicht nur gekommen bin, um das Ehrenamt im BSC zu loben. Ich sage es, weil ich den heutigen Predigttext so verstanden habe. Genauso wie gilt "Sport ist im Verein am schönsten." gilt nämlich auch: "Glauben ist in der Gemeinde am schönsten."

Auch eine Kirchengemeinde muss damit leben, dass mancher, wenn überhaupt, lieber den Gottesdienst am Radio oder Fernseher miterlebt:
da wird man nicht beobachtet, da kann man zur Not anderes nebenbei tun, da kann man in Nachthemd oder Unterhose sitzen, wenn man will,
sogar noch im Bett liegen, und da geht auch kein Klingelbeutel herum.
Auch eine Kirchengemeinde muss damit leben, dass sich Menschen heute ungern an eine Gruppe oder einen Kreis binden. Sie muss damit leben,
dass viele gerne und auch gut singen, dass aber der Schritt in einen Kirchenchor doch eine hohe, eine sehr hohe Hürde ist.

Auch eine Kirchengemeinde muss damit leben, dass Menschen der jüngeren und mittleren Generation mit der Frage nach dem Sinn ihres Lebens umgehen wie mit der Fernbedienung beim Fernsehen: Hier einmal reinschauen, dort einmal hinzappen. Sich nur die Rosinen herauspicken.
Nach Lust und Laune von einem zum anderen hüpfen. Das Altbewährte erscheint langweilig. So wie es jedes Jahr eine neue Trendsportart gibt, so gibt es auch im religiösen Bereich dauernd ein neues Heilsangebot, mit dem man angeblich glücklich werden kann.

Die Gemeinschaft der ersten Christen

In eine ganz andere Zeit und Welt führt der heutige Predigttext zurück. Er erzählt von der Art und Weise, wie die ersten Christen zusammengelebt haben, als sie noch eine kleine Minderheit waren. Apostelgeschichte Kapitel 2:

41 Die das Wort annahmen, ließen sich taufen. 42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. 43 Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. 44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte. 46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Klingt das nicht fast so wie die Erzählungen aus alter Zeit: Ja früher, da war alles besser. Da gab es noch eine echte Nachbarschaft. Da hat einer dem andern geholfen. Da hat man sich noch vor der Gartentür getroffen und unterhalten. Da hat man noch miteinander gesungen und Musik gemacht.

Sagen, warum sich Gemeinschaft lohnt

Es ist richtig. Die Zeit hat sich gewandelt. Es ist nicht mehr so wie früher, und man es wohl auch nicht einfach zurückholen. Doch Jammern oder wehmütiges, nostalgisches Zurückschauen hilft nichts. Vereine wie auch Kirchengemeinden müssen raus aus ihrer Schmollecke und Menschen
einladen: Sie müssen erklären können, warum es sich lohnt, zu einer Gemeinschaft zu gehören. Gemeinschaft trägt. Gemeinschaft gibt Halt und
Sicherheit. Das gilt auch heute noch. In einem guten Sinne machen es uns im kirchlichen Raum die Freikirchen vor, wo einer den anderen kennt,
wo keiner unter den Tisch fällt, wo die Herzlichkeit das überschaubare Miteinander bestimmt.

So heißt es von den ersten Christen: Sie hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.

Die ersten Christen hatten eine große Ausstrahlungskraft. Sie wirkten einladend und anziehend. Anziehend durch ihre Fröhlichkeit und ihren Zusammenhalt. Wie steht es mit uns, mit den Vereinen, mit der Kirchengemeinde? Wirken wir anziehend auf andere? Machen wir Menschen neugierig, doch einmal vorbei zu schauen? Wenn nicht, dann müssen wir überlegen, was zu tun ist.
Auch wenn sich die Zeiten gewandelt haben, es lohnt sich, zu einer Gemeinde zu gehören. Das lese ich aus den Worten des Predigttextes
heraus. An ein paar Versen will ich es verdeutlichen:

Ohne Training geht es nicht

42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Im Dranbleiben und in der Beständigkeit liegt der Segen. Nur durch beständiges Dranbleiben, auf neudeutsch: durch Training, tut sich etwas. Das wissen Sportler. Und beim Glauben ist es nicht anders.
Ist es ein Wunder, wenn jemand nur selten einen biblischen Text liest, und er für ihn dann nichtssagend bleibt? Ist es ein Wunder, wenn jemand nur selten betet, und im entscheidenden Moment dann das Gefühl hat, es hört ihn niemand? Ist es ein Wunder, wenn sich jemand in einem Gottesdienst unwohl und fremd fühlt, wenn er ihn selten erlebt?
Die vier Kennzeichen einer christlichen Gemeinde werden hier betont: Bibel, Gemeinschaft, Abendmahl und Gebet. Vier Kennzeichen, auf denen großer Segen liegt. Segen, der aber nur durch Beständigkeit zu erfahren ist.

In der Gemeinschaft tut sich was

43 Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen auch viele Wunder
und Zeichen durch die Apostel.


Glaube in der Gemeinschaft lässt einen auch heute noch Zeichen und Wunder erleben. Wenn jemand sich in den Glauben einübt, bewegt sich
etwas und tut sich etwas. Wo Menschen geduldig zugehört wird, wo
gesegnet wird und die Hände aufgelegt werden, können Menschen innerlich und äußerlich gesund werden oder neue Kraft bekommen. Wo gebetet wird, tun sich neue Wege auf.

44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.

Damals kam keiner zu kurz. Damals bekam jeder, was er brauchte. Auch wer sich heute aktiv zur Gemeinde hält, hat die Chance, nicht alleine bleiben zu müssen, die Chance zum Gespräch, die Chance, einmal sein Herz ausschütten zu können, nicht zuletzt die Chance, eine Unterstützung zu bekommen, eine tätige Hilfe oder auch Geld.

Wenn wir das wieder besser nach außen hin deutlich machen können, wenn wir werbender auftreten, missionarischer, dann geschieht vielleicht auch das, womit der heutige Text endet: Der Herr aber fügte täglich Menschen zur Gemeinde hinzu, die gerettet
wurden.


In diesem Sinne: "Sport ist im Verein am schönsten." Und: "Glauben ist in der Gemeinde am schönsten." Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de