Ohne
Geist geht es nicht "Du bist wohl von
allen guten Geistern verlassen." So sagt
man, wenn jemand etwas völlig Unbedachtes und
Unvernünftiges tut, wenn jemand handelt, ohne zu
überlegen, was das für Folgen hat. Das heißt
doch: Man braucht immer wieder solche geistlichen
Impulse. Man kann sich nicht immer nur auf die
eigene, einseitige Vernunft verlassen.
Die Bibel redet
hier vom sog. "Heiligen Geist".
"Heiliger" Geist, weil er von Gott
kommt, weil Gott einem Impulse gibt, weil Gott
einen inspiriert. Wenn Menschen eine Antenne
dafür haben, dann bekommen sie von ihm die
nötigen, weiterführenden Gedanken und Ideen.
Versprochener
Geist
Vergewisserung und
Orientierung, weiterführende Gedanken für unser
Leben, die brauchen wir immer wieder neu. Das ist
nicht an den Jahreslauf gebunden. Doch an diesem
Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten wird
es Jahr für Jahr ganz bewusst zum Thema gemacht:
An Christi Himmelfahrt wird daran erinnert, wie
der sichtbare Jesus damals seine Jünger
verlassen hat. Für ihre Augen war er nicht mehr
greifbar, weil er in eine andere Dimension hinein
gegangen ist. Doch sie sollten trotzdem nicht
alleine sein. Das war der Kernsatz des
Evangeliums vom Donnerstag aus Lukas 24: 49
Siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein
Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt
bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft
aus der Höhe. "Kraft aus der
Höhe", Kraft von oben bekommen Menschen von
Gott. Das ist der Kern der Botschaft von
Pfingsten.
Erbetener
Geist
Der heutige
Sonntag aber, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten,
zwischen Versprechen und Erfüllung, erinnert
daran, dass man um solche Kraft bitten muss. Wer
alleine zurechtkommen will, der muss auch alleine
zurechtkommen. Gott drängt sich niemandem auf.
Wer aber seine Grenzen kennt, wer zugeben kann,
dass er immer wieder Impulse und Orientierung
braucht, der wird nicht umsonst darum bitten.
Während der Evangelist Lukas also den Heiligen
Geist als "Kraft von oben" beschreibt,
verwendet der Evangelist Johannes gerne einen
anderen Begriff, den Martin Luther in seiner
deutschen Bibelübersetzung mit dem Wort
"Tröster" wiedergegeben hat. Das ist
der Kernsatz des heutigen Evangeliums aus
Johannes Kapitel 15: Jesus sprach zu seinen
Jüngern:
26 Wenn aber
der Tröster kommen wird, den ich euch senden
werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom
Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. 27
Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von
Anfang an bei mir gewesen.
"Tröster",
das ist eine eher unglückliche Übersetzung des
entsprechenden griechischen Wortes.
"Fürsprecher", "Beistand"
oder "Anwalt". Das wäre treffender.
"Helfer" so übersetzt die sog.
"Gute-Nachricht-Bibel", die bewusst
moderne Übersetzung. Wörtlich steht da: einer,
den man sich zur Unterstützung herbeiruft. Einen
Rechts-Beistand, einen Anwalt, sucht man sich in
juristischen Fragen. Geistlichen Beistand braucht
man, wenn man ein seelisches Problem nicht
alleine lösen kann. So soll man nach Johannes
den Heiligen Geist verstehen: als Beistand, der
da ist, der neben einem ist, wenn man ihn
braucht.
Erfahrungen
mit dem Geist
Jesus sprach zu
seinen Jüngern: 26 Wenn aber der Beistand
kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater,
der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht,
der wird Zeugnis geben von mir. 27 Und auch ihr
seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an
bei mir gewesen. "Er wird Zeugnis geben
von mir." Das heißt in einfachen Worten:
Wer solche überraschende Kraft von oben bekommt,
dem wird klar, dass es Gott gibt. Um wem das klar
geworden ist, der wird es auch anderen
weitersagen, der wird selber Zeuge werden. Zwei
wichtige Dinge wünschen wir euch Konfirmanden
damit: Ihr sollt Gott als Beistand erfahren. Und
wenn Ihr erwachsen werdet im Glauben, dann sollt
ihr den Mut haben, auch anderen davon zu
erzählen.
Kraft von oben
bekommen. Gott als Beistand erfahren. Das geht
eigentlich nur, so lese ich hier, wenn Menschen
Zeugen werden, d.h. wenn sie sich gegenseitig
ihre Erfahrungen erzählen und dadurch einander
ermutigen. Da zeigt sich aber auch ein Problem
unserer üblichen Gottesdienste: Man kann nicht
ins Gespräch kommen, wie das z.B. im
Familiengottesdienst oder in unserem
"Gottesdienst - einmal anders" der Fall
ist. Eigentlich müssten die einen sagen können:
"Da und dort bräuchte ich Beistand."
Und die anderen müssten antworten können:
"Da und dort habe ich Gott als Beistand
erlebt." Jugendliche müssten Erwachsene
interviewen. Anfänger im Glauben und das
ist unabhängig vom Alter müssten sich
Rat holen bei Fortgeschrittenen.
Nötiger
Geist
Wo brauchen
Menschen Kraft von oben, einen Beistand, einen
Helfer, Impulse und Ideen? In der Schule
vielleicht, wenn die eigene Vernunft und Kraft
nicht ausreicht. Im Umgang mit anderen, wenn
einen der Mut verlässt und man sich ganz klein
und unbedeutend fühlt. Bei der Frage nach dem
Sinn des eigenen Lebens. Warum man überhaupt da
ist und wozu. Bei der Vielfalt der heutigen
Angebote: Wo soll ich mitmachen und wo nicht? Was
ist gut für mich und was nicht? Wo sind
Versuchungen, denen ich widerstehen muss?
Erfahrungen
mit dem Geist
Und was könnten
dann andere erzählen, die schon ihre Erfahrungen
mit Gott gemacht haben und mit seinem Heiligen
Geist, der da war, als man ihn brauchte? Manche
würden es vielleicht in Worte fassen mit dem
alten Spruch: "Immer, wenn du meinst, es
geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein
her." Da war auf einmal Kraft, wo man sich
ohnmächtig fühlte. Da war auf einmal Mut, wo
man Angst hatte. Da waren auf einmal die
richtigen Worte, wo man sprachlos war. Da ging
einem auf einmal ein Licht auf, wo man nicht
wusste, wie es jetzt weitergehen soll. Das alles
ist Heiliger Geist, Kraft von oben, unerwarteter
Beistand. Den wünschen wir Euch Konfirmanden.
Und wir wünschen ihn auch uns. Amen
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