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Die Predigt vom 16. April 2006 (Ostern):
»Dem Tod sind die Zähne gezogen«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging das Osterfest. Sein Thema ist die Auferstehung Jesu von den Toten. Evangelium (1. Lesung) war der Auferstehungsbericht nach Markus und Epistel (2. Lesung) die Überlieferung des Paulus . Der Predigttext des Ostermontags (s.u.) sind Worte des Paulus aus 1. Korinther 15:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
(Am Ende) wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! 58 Darum, meine lieben Brüder, (und ich füge hinzu: meine lieben Schwestern) seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
Predigt
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Die Predigt
Was hat das mit meinem Leben zu tun?

Das ist eine Grundregel im Kirchenjahr: Am 1. Feiertag der großen Feste wird Gottes Tun verkündigt und am 2. Feiertag wird dann gefragt: Was hat das nun mit uns zu tun?
1. Weihnachtsfeiertag: Gott wird Mensch. 2. Feiertag: Was bedeutet das für mein Leben? 1. Pfingstfeiertag: Gott sendet seinen Geist. 2. Feiertag: Was bewirkt das in meinem Leben? Ostersonntag: Gott entreißt Jesus den Händen des Todes. Das Leben siegt über den Tod. Ostermontag: Was hat das für Folgen für mein Leben? So lesen wir bei Paulus im 1. Brief an die Korinther. Ich begnüge mich mit den abschließenden Versen:

(Am Ende) wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! 58 Darum, meine lieben Brüder, (und ich füge hinzu: meine lieben Schwestern) seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

Leben mit dem Auferstandenen im Rücken

Weil das Leben gesiegt hat, sind unser Leben, unsere Arbeit, unser Mühen nicht vergeblich. Und wenn es doch weiterhin Tod und Krankheit und Misserfolg gibt, so haben sie nicht das letzte Wort. Wenn heute jemand zu kämpfen hat, dann soll er wissen, dass er den Auferstandenen stärkend im Rücken hat.
Leben als Kampf gegen den Tod mit dem Auferstandenen im Rücken. Das bringt für mich das Osterlied, das nach diesen Versen des Paulus gedichtet ist, besonders gut zum Ausdruck. „O Tod, wo ist dein Stachel nun.“ Im Gesangbuch die Nr. 113. Ein Lied des Königsberger Kirchenmusikers Georg Weissel. Mit diesen Versen zusammen will ich in Form einer Liedpredigt den Predigttext auslegen.

Dem Tod sind die Zähne gezogen

1. O Tod, wo ist dein Stachel nun? / Wo ist dein Sieg, o Hölle? / Was kann uns jetzt der Teufel tun, / wie grausam er sich stelle? / Gott sei gedankt, der uns den Sieg / so herrlich hat nach diesem Krieg / durch Jesus Christ gegeben!

Einen Kampf, einen regelrechten Krieg hat Jesus durch seine Auferweckung gegen alles Böse und Lebensfeindliche errungen. Schon zu seinen Lebzeiten hat er sich den Krankheiten des Leibes und der Seele machtvoll entgegen gestellt. Zeichenhaft aber nur hat er den Tod überwunden, wenn ein Mensch durch ihn wieder ins Leben zurückgeholt wurde, um später aber dann doch zu sterben wie z.B. bei Lazarus oder der Tochter des Jairus.
Nun aber hat der Gegner endgültig verloren. Im Bild: Sein Stachel ist ihm gezogen. Vermutlich ist hier an den Stachel des Skorpions als Bild für das Böse und Lebensfeindliche gedacht. Wir würden vielleicht mit anderen Bildern sagen: Mit Ostern sind dem Tod die Zähne gezogen. Dem Raubtier sind die Krallen gestutzt. Keine Macht ist stärker als die des Auferstandenen:
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten ... uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. (Röm 8,38f)
Wir singen die erste Strophe des Liedes 113.

Vom Kampf Gut gegen Böse

2. Wie sträubte sich die alte Schlang, / da Christus mit ihr kämpfte! / Mit List und Macht sie auf ihn drang, / und dennoch er sie dämpfte. / Ob sie ihn in die Ferse sticht, / so sieget sie doch darum nicht, / der Kopf ist ihr zertreten.

Das Böse gibt nicht einfach auf. Georg Weissel erinnert daran, dass der Kampf Gut gegen Böse von Grund auf zur Weltgeschichte gehört. Schon im Paradies will die Schlange den Menschen von Gott abbringen. Und dann heißt es im 1. Buch Mose:
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. (Gen 1,15)

Dieses Bild vom Menschen, der der Schlange den Kopf zertreten werde, ist schon bald von den ersten Christen auf Jesus, den neuen Adam, übertragen worden. Er ist der, dem das Böse nichts anhaben kann, der den Einflüsterungen des Versuchers im Gegensatz zu Adam und Eva nicht erliegt. Jetzt mit seiner Auferweckung hat er dem Bösen endgültig den Kopf zertreten.

Und sollte sich, was es da und dort gibt, jemand von uns vom Bösen bedrängt fühlen, dann kann er ihm unter Verweis auf den Auferstandenen mutig ins Gesicht sagen: „Hebe dich hinweg von mir, Satan!“
Wir singen die zweite Strophe des Liedes.

Niemand hält den Auferstandenen auf

3. Lebendig Christus kommt herfür, / die Feind nimmt er gefangen, / zerbricht der Hölle Schloß und Tür, / trägt weg den Raub mit Prangen. / Nichts ist, das in dem Siegeslauf / den starken Held kann halten auf, / alls liegt da überwunden.

Diese dritte Strophe ist fast wie eine Auslegung der Figur des Auferstandenen in unserer Kirche:
Das Grab kann ihn nicht festhalten. Der Sarkophag hat keinen Deckel mehr. Schloss und Tür des Totenreiches sind zerbrochen. Der Grabwächter liegt ohnmächtig da. Nichts kann den Auferstandenen aufhalten. Er hat die Siegesfahne in der Linken. Die zwei ausgestreckten Finger der rechten Hand sind Segensgeste und Victory-Zeichen in einem.
Wir singen die dritte Strophe des Liedes.

Der Gott des Alten und Neuen Testamentes

4. Des Herren Rechte, die behält / den Sieg und ist erhöhet; / des Herren Rechte mächtig fällt, / was ihr entgegenstehet. / Tod, Teufel, Höll und alle Feind / durch Christi Sieg bezwungen seind, / ihr Zorn ist kraftlos worden.

Georg Weissel legt die Osterbotschaft mit Versen aus dem Alten und Neuen Testament aus, die schon den Ostersieg andeuten. Nach der Erinnerung an die Schlange der Versuchungsgeschichte nun ein weiterer biblischer Anklang. Im Introitus für Ostern singen wir aus Psalm 118:
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! (Ps 118)

Gott, der Herr, der Schöpfer, der Gott des Alten und des Neuen Testaments selber ist am Werk in der Osternacht. Jesus ist nicht aus eigener Kraft auferstanden, sondern Gott hat ihn auferweckt und damit sein Leiden und Sterben bestätigt. Ohne Ostern wäre das Kreuz ein Scheitern. Die Erwartungen des Alten Testamentes und die Erfüllung des Neuen Testamentes kommen an Ostern zusammen.
Wir singen die vierte Strophe des Liedes.

Jesus hat die Bahn gemacht

5. Es war getötet Jesus Christ, / und sieh, er lebet wieder. / Weil nun das Haupt erstanden ist, / stehn wir auch auf, die Glieder. / So jemand Christi Worten glaubt, / im Tod und Grabe der nicht bleibt; / er lebt, ob er gleich stirbet.

Und nun in der fünften bis siebten Strophe die Botschaft des 2. Osterfeiertages: Was hat das mit uns zu tun? Weil der Tod Jesus nicht festhalten konnte, kann auch uns der Tod nicht mehr endgültig festhalten. Jesus ist der Erste. Er hat die Bresche geschlagen. Er hat die Bahn gemacht, auf der wir hinterdrein können. Sein Sieg ist auch unser Sieg. Durch die Taufe gehören wir zum Leib Christi. Wo der Kopf durchgeht, so sagt eine alte Lebensweisheit, da geht auch der Rest durch.

Und Weissel schließt wieder mit biblischen Worten. Jesus zu Martha in Johannes 11:
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? (Joh 11,25f)

Ja, wer das glaubt, so sagt Georg Weissel, den können Tod und Grab nicht festhalten. Der geht zwar durch den Tod und der kommt ins Grab, aber das ist seit Ostern nicht das Ende.
Wir singen die fünfte Strophe des Liedes.

Auferstehung mitten im Leben

6. Wer täglich hier durch wahre Reu / mit Christus auferstehet, / ist dort vom andern Tode frei, / derselb ihn nicht angehet. / Genommen ist dem Tod die Macht, / Unschuld und Leben / wiederbracht und unvergänglich Wesen.

Wenn jemand seinen Tag glaubend beginnt, dann ist jedes Aufstehen am Morgen ein tägliches neues Auferstehen, dann ist jeder neue Morgen ein kleines Ostern.
Wenn jemand in seinem Leben zur Besinnung kommt und merkt, was anders werden muss, und dann auch neue Wege geht, dann ist auch das eine Art Auferstehung mitten im Leben. Dann gibt es neues Leben schon heute und jetzt, nicht erst irgendwann nach dem Tod.
Und wieder greift Georg Weissel am Ende der Strophe Worte auf, nämlich die Osterbotschaft im 2. Brief an Timotheus:
Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium (2. Tim 1,10)
Wir singen die sechste Strophe des Liedes.

Ostern ist keine Vertröstung

7. Das ist die reiche Osterbeut, / der wir teilhaftig werden: / Fried, Freude, Heil, Gerechtigkeit / im Himmel und auf Erden. / Hier sind wir still und warten fort, / bis unser Leib wird ähnlich dort / Christi verklärtem Leibe.

Wie eine Beute trägt Jesus aus seinem Kampf gegen das Böse sein Leben davon, sagt Georg Weissel. Das Leben, das kann ihm niemand mehr wegnehmen. Das lässt er sich nie wieder entreißen.
Und wir, die wir mit ihm siegen, dürfen auch unsere Beute mitnehmen. Auch uns kann man nun Friede, Freude, Heil und Gerechtigkeit nicht mehr wegnehmen. Und das gilt nicht erst irgendwann im Himmel, sondern jetzt schon auf der Erde. Die Osterbotschaft ist keine billige Vertröstung auf später, und auch wir sollten sie nicht dazu verkommen lassen:

Wer aus der Osterbotschaft lebt, sucht und findet jetzt schon inneren Frieden, auch wenn es an äußerem Frieden fehlt.
Wer aus der Osterbotschaft lebt, sucht und findet jetzt schon Freude, weil sich für ihn die Sicht des Lebens verändert.
Wer aus der Osterbotschaft lebt, dem gilt das Heil jetzt schon.
Wer aus der Osterbotschaft lebt, der braucht sich die Gerechtigkeit vor Gott nicht mehr selbst zu erkämpfen, denn Christus hat sie für ihn erkämpft und er darf sie sich schenken lassen.

Und doch, so sagt Georg Weissel, steht das letzte Wort noch aus. Das letzte Ziel ist erst dann erreicht, wenn uns dann am Ende der Auferstandene in seine Auferstehung mit hinein nimmt, wenn wir diesen irdischen Leib verlassen und ihm gleich werden.

Und bis dahin kämpfen wir uns durch: In dem Wissen, dass uns der Auferstandene jeden Weg voraus gegangen ist. Und in dem Wissen, dass wir ihn seit Ostern im Rücken haben.

Wir singen die siebte Strophe des Liedes.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

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