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Die Predigt vom 4. Mai 2008 (Einführung der Konfirmanden):
»Mensch und Baum«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Sonntag Exaudi. Sein Thema ist das Warten auf den Hl. Geist. Evangelium (1. Lesung) war die Ankündigung des Hl. Geistes durch Jesus und Epistel (2. Lesung) die Bitte des Epheserbriefs um inneres Wachstum. Zur Einführung der Konfirmanden wurde außer der Reihe der Psalm 1 als Predigttext gewählt:
Predigttext
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Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen,
2 sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
4 Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.
5 Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.
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Die Predigt
Leben soll Früchte tragen

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
So haben wir vorhin aus dem Psalm 1 unserer Bibel miteinander gebetet. Ich vermute, das wünschen wir uns alle: dass das, was wir im Leben anfangen und anpacken, wohl gerät, dass es gelingt, dass unserer Bemühungen Früchte tragen.
Das erlebt Ihr als Konfirmandinnen und Konfirmanden z.B. in der Schule oder wenn Ihr irgendeinen Sport treibt: Gute Noten oder sportliche Erfolge beflügeln. Sie machen einem Mut. Das Leben macht Freude. Wenn man sich aber bemüht und bemüht und es kommt nur wenig dabei heraus, dann verliert man irgendwann den Mut. Es entsteht Stress und Frust – schon in jungen Jahren. Das Leben macht keine Freude.
Oder sie als Eltern erleben es im Beruf oder auch in der Kindererziehung, dass Bemühungen manchmal fruchten oder auch nicht fruchten. Man tut sein Bestes. Man strampelt sich ab. Und dann wird es einem nicht gelohnt. Und dann gibt es vielleicht einen Erfolg, wo man gar nicht damit gerechnet hätte.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Das erhoffen und wünschen wir für Euch Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass Euch einmal gut gerät, was Ihr in Eurem Leben anfangt. Das erhoffen und wünschen wir, dass Ihr Frucht bringen in Eurem Leben, dass Ihr ein sinnvolles und glückliches Leben führen könnt. Dass Ihr grünt wie ein Baum, der gut gegossen wird oder nahe am Wasser steht.

Kinder und Bäume

Liebe Eltern und Paten! Passt dieses Bild aus dem Psalm 1 nicht wirklich gut für Ihre Kinder und Patenkinder? Gleichen diese jungen Menschen, diese angehenden Konfirmanden, nicht auch in einem übertragenen Sinn Bäumen:
Von Ihnen, den Eltern, sind sie in diese Welt gesetzt worden. Klein hat das angefangen, was man heute sehen kann. Sie haben Sie gehegt und gepflegt. Sie haben vielleicht auch manchen wilden Trieb zurechtgestutzt oder gar abgeschnitten. So heimlich haben Sie sie dabei vielleicht auch ein wenig nach Ihrem eigenen Bild geformt. Vielleicht mussten Sie das Bäumchen mit sanfter Gewalt auch einmal etwas biegen, damit es in die gewünschte Richtung wächst. Sie haben gegossen. Sie haben getan und hinein gesteckt, was Sie konnten.

In den ersten Jahren waren Sie für Ihre Kinder gleichsam wie der Stock, den man neben einem frisch gepflanzten Baum einschlägt und ihn daran festbindet, damit er Halt hat, solange er noch nicht selbst fest verwurzelt ist. Und nun kommt die Zeit, wo die jungen Bäumchen erst langsam und zaghaft oder auch schon sehr deutlich diesen Haltestock neben sich loswerden wollen. Sie möchten gerne die Bande durchschneiden, mit denen sie angebunden sind. Sie suchen ihre Freiheit. Sie möchten alleine weiterwachsen. Sie möchten nicht mehr gestutzt und geformt, nicht mehr gebogen werden.

Und so soll es ja letztlich auch sein: Ein unverwechselbarer eigener Baum soll ein jeder von ihnen werden. So, wie sich auch sonst keine zwei Bäume gleichen, wenn man ihnen ihre Freiheit zum Wachsen lässt. Ihre Kinder sollen nicht Ihr Produkt, Ihnen gleich oder ähnlich werden. Es soll nicht werden wie in einer eintönigen Fichtenschonung, wo lauter gleiche Gewächse stehen.

Und trotzdem brauchen sie weiterhin Hilfe und Begleitung an einer längeren Leine und mit etwas mehr Abstand und Geduld. Sie dürfen und müssen in ihrem Drang nach Eigenständigkeit ihre Fehler machen. Sie dürfen und müssen sich auch einmal ein wenig entfernen, wenn sie nur wissen, dass sie wieder zurückkehren dürfen. Sie brauchen nicht so sehr den guten Rat, sondern das offene Ohr und die offenen Arme.

Körperliche, geistige und seelische Verwurzelung

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Wenn man Frucht bringen willen will und das Leben geraten soll, muss man fest verwurzelt sein: So fest, dass einen die Stürme des Lebens nicht gleich umgeblasen können. So fest, dass man immer wieder die nötige Nahrung und Kraft bekommen kann.
Nach aller Erfahrung braucht es dazu körperliche, geistige und seelische Kraft. Rein körperlich, so vermute ich, haben Sie an Nahrung nichts versäumt, manchmal vielleicht eher zu viel als zu wenig getan. Und geistig wird in der Schule oder durch die Medien auch eine Menge in sie hinein gesteckt. So viel sogar, dass man sich immer mehr fragt, ob es wirklich gut und sinnvoll ist, oder ob sie nicht eher überfüttert sind.

Dieser körperlichen und geistigen Überfütterung steht aber oft genug eine seelische, eine religiöse Mangelernährung gegenüber.
Wie weit Ihnen als Eltern und Paten die religiöse Kindererziehung, die Sie einmal bei der Taufe versprochen haben, am Herzen lag, weiß ich nicht. Wie weit und wie sehr Sie Glaubensvorbild gewesen sind. Es ist gewiss nicht die leichteste und einfachste Zeit in diesem pubertären Alter, aber noch gibt es Chancen, sich vor den Kindern zu outen, wie es bei einem selber um den Glauben bestellt ist.
Ähnlich geht es uns Pfarrern und Lehrern ja auch mit dem Religionsunterricht, den diese jungen Menschen durch uns und andere genossen haben. Auch wir haben nicht in der Hand, was unsere Bemühungen fruchten. Und hoffentlich sind auch wir nicht nur Amtsträger, sondern auch glaubhafte Vorbilder gewesen!

Verwurzelung im Glauben

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Schön wäre es, wenn dieser beginnende Konfirmandenunterricht als weiterer Schritt zu dieser religiösen und seelischen Verwurzelung beitragen könnte. Schön wäre es, wenn wir deutlich machen könnten, was es bedeutet, in Gott verwurzelt zu sein.

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
Schön wäre es, wenn wir deutlich machen könnten, dass in der Bibel Lebensworte zu finden sind, die einem weiterhelfen. Dass es sich lohnt, regelmäßig darin zu lesen.
Schön wäre es, wenn wir vermitteln könnten, dass es sich nicht lohnt, gott-los, also ohne Gott auszukommen. Dass es sich nicht lohnt, sich auf die Seite der Spötter zu stellen, die sich innerlich oder öffentlich lustig machen über Gott und die Welt, und vor allem über die Menschen, die sich auf Gott verlassen.

Der Mensch wie ein Baum am Wasser: Fest verwurzelt mit einem guten Standpunkt. Immer genügend Nahrung für Körper, Geist und Seele. Mit einem festen Stamm, der den Stürmen standhalten kann. Grünen, Blühen, Frucht bringen und auch einmal Ausruhen im Wechsel der Jahreszeiten. Das wünschen wir uns und speziell auch unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden. Amen.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de