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Die Predigt vom 4. April 2010 (Ostern):
»Wenn er nun nicht auferstanden wäre«

Kirchenjahr
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Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Das Osterfest stellt jedem Christen die unbequeme Frage, wie er Auferstehung versteht. Das ist das Thema von Epistel und Predigttext (s.u.) des Ostermontags aus dem 1. Korintherbrief des Paulus Kapitel 15. Evangelium des Tages ist das Auferstehungszeugnis nach dem Markusevangelium.
Predigttext
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Der Predigttext
12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus
auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. (1. Kor 15,12-20)
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Die Predigt
Die un-glaubliche Auferstehung

Nach der jüngsten Umfrage zu diesem Thema glauben 33 Prozent der Deutschen fest oder ziemlich fest an die Auferstehung der Toten, ein weiteres Drittel glaubt das „mittel“ oder wenig, das restliche Drittel gar nicht. Und: Unter den getauften evangelischen Kirchenmitgliedern lehnen 30 Prozent die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod ab.
Sie kennen vermutlich den flapsigen Ausspruch: Ich glaube, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt. Was heißen soll: Das, was ich mit eigenen Augen sehen kann, das kann ich auch glauben. Zu unserem christlichen Glauben gehört aber manches, was man nicht zeigen und nicht beweisen kann. Aus dem Alltag wissen wir, dass, was tot ist, nicht mehr lebendig gemacht werden kann. An Ostern aber bekennen wir die Auferweckung Jesu von den Toten und gründen darauf unseren Glauben.
Diesem Widerspruch zwischen Verstand und Glauben dürfen wir nicht einfach ausweichen, wenn wir vor uns selber und vor anderen ehrlich bleiben wollen. Wie gehen Menschen damit um? Welche Möglichkeiten gibt es?

Wie kann man die Auferstehung glauben?

Man kann in Glaubensdingen z.B. seinen Verstand und seine Fragen ganz auf die Seite stellen und sagen: Die Bibel, Gottes Wort, sagt mir das. Das reicht mir.
Oder ich kann sagen: Ich war zwar damals nicht dabei. Ich konnte es nicht mit eigenen Augen sehen. Aber ich vertraue den Zeugen, die davon erzählen. Auch heute noch muss ja vieles glauben, was ich nicht mit eigenen Augen sehen kann. Aber wenn es mir ein vertrauenswürdiger Zeuge berichtet, dann habe ich keinen Grund zu zweifeln.
Oder ich kann es mir vom Gang der Geschichte her erklären: Die nach der Kreuzigung zu Tode verängstigten Jesusjünger müssen etwas ganz Einschneidendes erlebt haben, sonst hätten sie sich nie so mutig in die Öffentlichkeit gewagt. Dass sie sogar bereit waren, dafür zu sterben; ja, dass der christliche Glaube sich in so kurzer Zeit zur Staatsreligion entwickelt hat, zeigt, dass er nicht auf einer Erfindung beruhen kann.
Oder ich kann sagen: Ich muss gar nicht wissen, ob und wie das damals abgelaufen ist, weil ich heute Jesus Christus als den Lebendigen erfahren kann: Ich weiß, dass es einen lebendigen Gott gibt. Ich merke, wie der Glaube mich stärkt und durchträgt. Ich merke, wie Gebete erhört werden. Ich merke, wie ich geführt werde in einer Weise, wie ich mich selbst nie entschieden hätte.

Ganz egal, wie. Aber niemand kann uns das abnehmen, wie wir mit dieser unglaublichen Botschaft umgehen: schon um vor uns selber ehrlich zu bleiben, und spätestens, wenn uns jemand nach unserer Meinung fragt.

Gesetzt den Fall, er wäre nicht auferstanden ...

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

So schreibt der Apostel Paulus an die Gemeindeglieder in Korinth. Da sagen welche, eine Auferstehung von Toten kann es nicht geben. Wenn so nur die Umwelt reden würde, wenn es die sagen würden, die nicht zur Gemeinde gehören, wäre das kein Problem. Von der Vernunft her darf man niemand dafür schelten, wenn er es nicht glauben kann. Korinth, das war eine große, pulsierende, moderne Handelsstadt. Und die Christen in ihr ein kleines Häufchen. Für den vernünftigen Durchschnittsmenschen waren Kreuz und Auferstehung, so lesen wir bei Paulus, damals ganz einfach unvernünftiges Gerede. Philosophisch gesehen nicht der Diskussion wert und nur zu belächeln.
Doch wenn auch unter euch in der Gemeinde, sagt Paulus, einzelne diese Meinung haben, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Wenn jemand von euch an der Macht Gottes und an diesem Sieg des Lebens über den Tod zweifelt, dann seid euch bitte der Konsequenzen bewusst:

Wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn also der Tod gesiegt hat und auch heute noch siegt, dann überlegt, wer euer Herr ist, und wie es mit eurem Glauben und eurer Hoffnung aussieht.

Wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn sich also Gott nicht zu ihm bekannt hat, dann ist auch sein Weg gescheitert, sein Weg der Gewaltlosigkeit und der Liebe, seine Sorge für die am Rande Stehenden.

Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist auch die Versöhnung zwischen Gott und Mensch nichtig. Dann sind auch eure Abendmahlsfeiern nur Trauerfeiern.

Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist jede Predigt am Grab und jede Trösten umsonst, Augenwischerei, leeres Gerede. Dann ist auch euer Glaube umsonst.

Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist die Geschichte der Kirche die Geschichte einer einzigen Täuschung – einer frommen Selbsttäuschung und auch einer frechen Täuschung der Welt.

Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann sind alle, die bisher in der Hoffnung auf die Auferstehung gestorben sind, ebenso einer einzigen großen Täuschung erlegen. Der Tod wird bei ihnen Sieger bleiben.

... dann wäre auch heute noch der Tod der Herr der Welt

„Knüppelhart“, so würde man heute sagen, macht Paulus den Gemeindegliedern in Korinth klar, welche Konsequenzen man ehrlicherweise ziehen muss, wenn man an Jesu Sieg des Lebens über den Tod zweifelt.
Und im Prinzip redet er genauso hart und unmissverständlich auch zu uns heute: Wer die Botschaft der Auferstehung nicht annehmen will oder kann, muss die Konsequenz ziehen, dass damals wie heute der Tod das letzte Wort und die letzte Macht hatte und weiter hat. Und mit dieser Realität müssten wird dann leben:
Wir müssten uns hilflos jeder Krankheit beugen, könnten bei keinem Tod ein ehrliches Trostwort sagen, müssten vor dem Blutvergießen und der Gewalt in Israel, in Afghanistan und anderswo hilflos resignieren. Mit unserem eigenen Tod wäre alles aus und wir würden in das Nichts hinein fallen.

Nun aber ...

Aber dann nach allen diesen Sätzen, hart wie Knüppelschläge, ein abschließender Satz, ein Kernsatz, rot unterstrichen und in großen Buchstaben:
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
Mit anderen Worten: Weil ihn als ersten der Tod nicht halten konnte, weil Gott und das Leben sich stärker erwiesen haben, ist der Bann ein für allemal gebrochen. Er ist der Garant für das Leben, auch für unser Leben.

Was Paulus da sagt, ist ein Bekenntnis. Die Auferstehung ist damit nicht bewiesen oder plausibel gemacht. Wie sollte man sie auch beweisen?
Aber es wird eindeutig und unmissverständlich klar, was auf dem Spiel steht, was es bedeutet, ohne die Hoffnung auf Leben zu leben. Niemand kann und darf dieser Frage ausweichen oder sich um sie herumdrücken. Die Frage der Auferstehung darf in der Kirche nicht schamhaft hinter vorgehaltener Hand diskutiert werden. Sie muss ehrlich auf den Tisch. Oder wie es im 1. Petrusbrief heißt:
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,
Das muss Gesprächsstoff unter Christen sein: Hast du eine Hoffnung für dein Leben? Und woher rührt deine Hoffnung? Und dann müssten wir einander von unserer Hoffnung und vom Grund unseres Glaubens erzählen.

Ostern im Alltag entdecken

Machen wir uns doch täglich auf die Suche nach den Lichtblicken und Hoffnungsschimmern, die zwar nicht die Auferstehung beweisen können, wo wir aber den Auferstandenen als lebendig erfahren können: Wenn ein Kind geboren wird, wenn ein Mensch wieder gesund wird, wenn ein Gebet erfüllt wird, wenn ein Depressiver Licht am Ende des Tunnels sieht, wenn jemand keine Angst vor dem Tod hat, wenn Kranke und Sterbende besucht und getröstet werden, wenn ein Trauernder wieder neuen Lebensmut gewinnt. Dann ist Ostern.
Danke, Gott, dass das Leben siegt. Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.

Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de