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Die Predigt |
Die un-glaubliche
Auferstehung
Nach der jüngsten Umfrage zu diesem Thema glauben 33 Prozent
der Deutschen fest oder ziemlich fest an die Auferstehung der Toten,
ein weiteres Drittel glaubt das „mittel“ oder wenig, das
restliche Drittel gar nicht. Und: Unter den getauften evangelischen
Kirchenmitgliedern lehnen 30 Prozent die Vorstellung eines Lebens
nach dem Tod ab.
Sie kennen vermutlich den flapsigen Ausspruch: Ich glaube, dass ein
Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt. Was heißen soll: Das,
was ich mit eigenen Augen sehen kann, das kann ich auch glauben. Zu
unserem christlichen Glauben gehört aber manches, was man nicht
zeigen und nicht beweisen kann. Aus dem Alltag wissen wir, dass, was
tot ist, nicht mehr lebendig gemacht werden kann. An Ostern aber bekennen
wir die Auferweckung Jesu von den Toten und gründen darauf unseren
Glauben.
Diesem Widerspruch zwischen Verstand und Glauben dürfen wir nicht
einfach ausweichen, wenn wir vor uns selber und vor anderen ehrlich
bleiben wollen. Wie gehen Menschen damit um? Welche Möglichkeiten
gibt es?
Wie kann man die Auferstehung glauben?
Man kann in Glaubensdingen z.B. seinen Verstand und seine Fragen ganz
auf die Seite stellen und sagen: Die Bibel, Gottes Wort, sagt mir
das. Das reicht mir.
Oder ich kann sagen: Ich war zwar damals nicht dabei. Ich konnte es
nicht mit eigenen Augen sehen. Aber ich vertraue den Zeugen, die davon
erzählen. Auch heute noch muss ja vieles glauben, was ich nicht
mit eigenen Augen sehen kann. Aber wenn es mir ein vertrauenswürdiger
Zeuge berichtet, dann habe ich keinen Grund zu zweifeln.
Oder ich kann es mir vom Gang der Geschichte her erklären: Die
nach der Kreuzigung zu Tode verängstigten Jesusjünger müssen
etwas ganz Einschneidendes erlebt haben, sonst hätten sie sich
nie so mutig in die Öffentlichkeit gewagt. Dass sie sogar bereit
waren, dafür zu sterben; ja, dass der christliche Glaube sich
in so kurzer Zeit zur Staatsreligion entwickelt hat, zeigt, dass er
nicht auf einer Erfindung beruhen kann.
Oder ich kann sagen: Ich muss gar nicht wissen, ob und wie das damals
abgelaufen ist, weil ich heute Jesus Christus als den Lebendigen erfahren
kann: Ich weiß, dass es einen lebendigen Gott gibt. Ich merke,
wie der Glaube mich stärkt und durchträgt. Ich merke, wie
Gebete erhört werden. Ich merke, wie ich geführt werde in
einer Weise, wie ich mich selbst nie entschieden hätte.
Ganz egal, wie. Aber niemand kann uns das abnehmen, wie wir mit dieser
unglaublichen Botschaft umgehen: schon um vor uns selber ehrlich zu
bleiben, und spätestens, wenn uns jemand nach unserer Meinung
fragt.
Gesetzt den Fall, er wäre nicht auferstanden ...
12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden
ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung
der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus
nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist
unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir
würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir
gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er
nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht
auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer
Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind
auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir
allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter
allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten
als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
So schreibt der Apostel Paulus an die Gemeindeglieder in Korinth.
Da sagen welche, eine Auferstehung von Toten kann es nicht geben.
Wenn so nur die Umwelt reden würde, wenn es die sagen würden,
die nicht zur Gemeinde gehören, wäre das kein Problem. Von
der Vernunft her darf man niemand dafür schelten, wenn er es
nicht glauben kann. Korinth, das war eine große, pulsierende,
moderne Handelsstadt. Und die Christen in ihr ein kleines Häufchen.
Für den vernünftigen Durchschnittsmenschen waren Kreuz und
Auferstehung, so lesen wir bei Paulus, damals ganz einfach unvernünftiges
Gerede. Philosophisch gesehen nicht der Diskussion wert und nur zu
belächeln.
Doch wenn auch unter euch in der Gemeinde, sagt Paulus, einzelne diese
Meinung haben, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Wenn jemand
von euch an der Macht Gottes und an diesem Sieg des Lebens über
den Tod zweifelt, dann seid euch bitte der Konsequenzen bewusst:
Wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn also der Tod gesiegt hat
und auch heute noch siegt, dann überlegt, wer euer Herr ist,
und wie es mit eurem Glauben und eurer Hoffnung aussieht.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn sich also Gott nicht zu
ihm bekannt hat, dann ist auch sein Weg gescheitert, sein Weg der
Gewaltlosigkeit und der Liebe, seine Sorge für die am Rande Stehenden.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist auch die Versöhnung
zwischen Gott und Mensch nichtig. Dann sind auch eure Abendmahlsfeiern
nur Trauerfeiern.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist jede Predigt am Grab und
jede Trösten umsonst, Augenwischerei, leeres Gerede. Dann ist
auch euer Glaube umsonst.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist die Geschichte der
Kirche die Geschichte einer einzigen Täuschung – einer
frommen Selbsttäuschung und auch einer frechen Täuschung
der Welt.
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann sind alle, die bisher in
der Hoffnung auf die Auferstehung gestorben sind, ebenso einer einzigen
großen Täuschung erlegen. Der Tod wird bei ihnen Sieger
bleiben.
... dann wäre auch heute noch der Tod der Herr der Welt
„Knüppelhart“, so würde man heute sagen, macht
Paulus den Gemeindegliedern in Korinth klar, welche Konsequenzen man
ehrlicherweise ziehen muss, wenn man an Jesu Sieg des Lebens über
den Tod zweifelt.
Und im Prinzip redet er genauso hart und unmissverständlich auch
zu uns heute: Wer die Botschaft der Auferstehung nicht annehmen will
oder kann, muss die Konsequenz ziehen, dass damals wie heute der Tod
das letzte Wort und die letzte Macht hatte und weiter hat. Und mit
dieser Realität müssten wird dann leben:
Wir müssten uns hilflos jeder Krankheit beugen, könnten
bei keinem Tod ein ehrliches Trostwort sagen, müssten vor dem
Blutvergießen und der Gewalt in Israel, in Afghanistan und anderswo
hilflos resignieren. Mit unserem eigenen Tod wäre alles aus und
wir würden in das Nichts hinein fallen.
Nun aber ...
Aber dann nach allen diesen Sätzen, hart wie Knüppelschläge,
ein abschließender Satz, ein Kernsatz, rot unterstrichen und
in großen Buchstaben:
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling
unter denen, die entschlafen sind.
Mit anderen Worten: Weil ihn als ersten der Tod nicht halten konnte,
weil Gott und das Leben sich stärker erwiesen haben, ist der
Bann ein für allemal gebrochen. Er ist der Garant für das
Leben, auch für unser Leben.
Was Paulus da sagt, ist ein Bekenntnis. Die Auferstehung ist damit
nicht bewiesen oder plausibel gemacht. Wie sollte man sie auch beweisen?
Aber es wird eindeutig und unmissverständlich klar, was auf dem
Spiel steht, was es bedeutet, ohne die Hoffnung auf Leben zu leben.
Niemand kann und darf dieser Frage ausweichen oder sich um sie herumdrücken.
Die Frage der Auferstehung darf in der Kirche nicht schamhaft hinter
vorgehaltener Hand diskutiert werden. Sie muss ehrlich auf den Tisch.
Oder wie es im 1. Petrusbrief heißt:
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von
euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,
Das muss Gesprächsstoff unter Christen sein: Hast du eine Hoffnung
für dein Leben? Und woher rührt deine Hoffnung? Und dann
müssten wir einander von unserer Hoffnung und vom Grund unseres
Glaubens erzählen.
Ostern im Alltag entdecken
Machen wir uns doch täglich auf die Suche nach den Lichtblicken
und Hoffnungsschimmern, die zwar nicht die Auferstehung beweisen können,
wo wir aber den Auferstandenen als lebendig erfahren können:
Wenn ein Kind geboren wird, wenn ein Mensch wieder gesund wird, wenn
ein Gebet erfüllt wird, wenn ein Depressiver Licht am Ende des
Tunnels sieht, wenn jemand keine Angst vor dem Tod hat, wenn Kranke
und Sterbende besucht und getröstet werden, wenn ein Trauernder
wieder neuen Lebensmut gewinnt. Dann ist Ostern.
Danke, Gott, dass das Leben siegt. Der Herr ist auferstanden –
er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja. |
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