Der
Kindergarten: auf festem Grund
Gestern vor vier Wochen hat man damit begonnen, den Grund für
den neuen Anbau des Kindergartens auszuheben. Vier Wochen ordentliche
Arbeit waren nötig, das Fundament zu errichten, auf dem nun
weiter gebaut werden kann. Ich bin kein Baufachmann, aber ich vermute,
das Aufrichten der Wände und des Daches werden schneller vonstatten
gehen. Der Grund braucht seine Zeit. Der Grund muss solide sein.
Sonst steht alles weitere auf wackeligen Beinen.
Auf das Fundament kommt es an
Ein Haus braucht einen festen Grund. Das zeigt der alte Brauch der
feierlichen Grundsteinlegung. Es gibt ihn ja nicht nur bei kirchlichen
Gebäuden. Und auch Menschen, die nicht kirchlich gebunden sind,
wissen etwas von der Bedeutung von Fundamenten. Als Christen haben
wir ein paar Worte mehr dazu zu sagen. Deswegen trifft es sich gut,
dass diese Grundsteinlegung heute am Reformationsfest stattfindet.
Das Reformationsfest weist auf den festen Grund unserer Kirche hin.
Es fragt uns aber auch nach dem festen Grund und dem Fundament unseres
eigenen persönlichen Lebens.
Im Wochenspruch des heutigen Tages kreuzen sich die verschiedenen
Linien, die uns heute zusammengeführt haben: Der Rückblick
auf 45 Jahre
Arbeit im Kindergarten seit der Weihe am 31. Oktober 1959, die Grundsteinlegung
mit der Bitte um Segen und Gelingen für das Bauen, und das
Reformationsfest.
So schreibt Paulus im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth: "Einen
anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher
ist Jesus Christus."
Das schreibt er den Korinthern ins Stammbuch, weil es Eifersüchteleien
gibt, wer denn nun am Aufbau der dortigen christlichen Gemeinde
das größte Verdienst hat. Viele, so schreibt er, haben
je nach ihren Fähigkeiten ihren Teil dazu beigetragen. Doch
alle konnten sie es nur, weil Gott in Jesus Christus das Fundament
dazu gelegt.
Kinder brauchen ein festes Fundament
Der Kindergarten braucht einen festen Grund. Alles braucht einen
festen Grund. Die Kinder im Kindergarten haben es kennen gelernt
am Beispiel
des Baumes. Damit er wachsen und blühen kann, muss er fest
verwurzelt sein.
Alles braucht einen festen Grund. Unsere Kinder brauchen einen festen
Grund.
In der Wochenendausgabe der Tageszeitung konnte man lesen, dass
nach der Einschätzung von Experten mittlerweile 20 Prozent
unserer Kinder
unter Entwicklungs- und Verhaltensstörungen leiden. Im Elternhaus
wird der Grund gelegt. Wir wissen, wie schwer das nachzuholen ist,
was in
den ersten drei Jahren eines Menschenlebens versäumt wurde.
Der Kindergarten kann genauso wenig wie die Schule Reparaturanstalt
dafür sein. Aber doch wird im Kindergarten entscheidend an
diesem Fundament weiter gebaut. Deswegen danke für alle geduldige
und tägliche Bemühung, z.B. auch mit dem neuen Projekt
"Faustlos".
Die Reformation als Fundament der Kirche
Alles braucht einen festen Grund. Die Kirche braucht einen festen
Grund.
Die Evang.-Luth. Kirche erinnert am Reformationsfest an den Anschlag
der 95 Thesen Martin Luthers an der Tür der Schlosskirche zu
Wittenberg am 31. Oktober 1517. Hintergrund war die Botschaft der
Kirche zu seiner Zeit, man könne sich den festen Grund des
Lebens und Glaubens selbst durch Anstrengung verdienen oder gar
durch Geld erkaufen. Dem setzte Luther entgegen: Nein, der feste
Grund des Lebens, das Heil ist geschenkt.
Seit fünf Jahren ist diese Frage, die unter anderem zur Kirchenspaltung
im Mittelalter geführt hat, kein Streitpunkt mehr zwischen
der evangelisch-lutherischen und römisch-katholischen Kirche.
Vor fünf Jahren wurde in Augsburg eine Gemeinsame Erklärung
darüber unterzeichnet. Daran wird heute in verschiedenen Veranstaltungen
erinnert. Auf diesem gemeinsamen Grund kann und soll das Haus der
Ökumene geduldig weiter gebaut werden.
Wir alle brauchen einen festen Grund
Alles braucht einen festen Grund. Der Kindergarten braucht einen
festen Grund. Unsere Kinder brauchen ihn. Die Kirche braucht ihn.
Und
auch wir selber als einzelne brauchen ihn persönlich. Und das
ist ganz und gar unabhängig von der Konfession, genauso wie
in unserem Kindergarten und in unseren Familiengottesdiensten nicht
nach Konfession gefragt wird.
Wie steht es mit dem Grund unter deinen Füßen? Ein altes
Kirchenlied zum Reformationstag geht genau auf diese Frage ein.
Wir singen es
zusammen mit der Orgel und dem Posaunenchor.
"Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich"
(Gesangbuch Nr. 351)
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